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Wissenschaftliche Untersuchung einer getäfelten Stube in Zeiskam

Bauhistorische und restauratorische Untersuchungsergebnisse bestätigen das hohe Alter und die Qualität der kürzlich wiederentdeckten Bohlenstube.
Zeiskam, historische Außenansicht des Wohnhauses mit Bohlenstube, Foto 1934
Zeiskam, historische Außenansicht des Wohnhauses mit Bohlenstube, Foto 1934 © Denkmaleigentümer
Profile der Bohlenstube, Profile der Wandvertäfelung © Marzena Kessler
Profile der Bohlenstube, Profile der Wandvertäfelung © Marzena Kessler
Bohlenstube, Rekonstruktionszeichnung mit holzsichtigem Zustand © Marzena Kessler / Karen Keller
Bohlenstube, Rekonstruktionszeichnung mit holzsichtigem Zustand © Marzena Kessler / Karen Keller

Bereits im Dezember letzten Jahres berichtete die Landesdenkmalpflege über den bemerkenswerten Fund einer Bohlenstube im pfälzischen Zeiskam. Mittlerweile liegen die bauhistorischen und die restauratorischen Auswertungen vor, die im Auftrag der Landesdenkmalpflege von Dr. Marzena Kessler (Trier) und Dipl. Rest. Karen Keller (Köln) vorgenommen wurden. Wie die Untersuchungen zeigen, sind Haus und Bohlenstube nicht in einem Zuge errichtet worden. Die Holzaltersbestimmung der Tannenholzbohlen im Sockelbereich der Vertäfelung hat allerdings ergeben, dass dieses Holz aus der Erbauungszeit des Wohnhauses stammt und nicht wesentlich jüngeren Datums ist. Der Einbau der Bohlenstube erfolgte daher vermutlich kurz nach Fertigstellung des Hauses im Jahre 1538. Bei der Wandvertäfelung wurde großer Aufwand betrieben. Um den Eindruck einer glatten, ungeteilten Fläche zu erzeugen, wurden Bretter von außerordentlichen Dimensionen verarbeitet und diese sehr präzise und fest verleimt. Bis heute sind die Stoßfugen mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Gegliedert wurde die Wandfläche mit profilierten Deckleisten. Dominantes Element war das auf Höhe der Fensterbank umlaufende Gurtgesims, das den Raum zusammenband. Den Übergang zu den Brettern der Decke kaschierte eine Deckenleiste, die auf der Ostseite noch komplett erhalten ist. Die Wandflächen neben den Fenstern wurden durch Profilleisten als Kassetten ausgebildet, die sich als hochrechteckige Felder über die Wand ziehen.

Dank der restauratorischen Untersuchung wissen wir, dass die Bohlenstube ursprünglich holzsichtig war. Das erklärt auch die Sorgfalt, mit der die Bohlen aneinandergefügt wurden, um eine für das Auge ununterbrochene Wandfläche zu erreichen. Das helle Holz und die großen, aus vier Einzelfenstern bestehenden Fensterbänder müssen dem Raum eine beeindruckende Atmosphäre verliehen haben. Wie lange dieses Bild der Bohlenstube Bestand hatte, lässt sich nicht mehr ermitteln. Mit den Jahren dürfte aber das helle Holz nachgedunkelt sein. Wohl um die Frische des ursprünglichen Bildes ansatzweise zurückzugewinnen, hat man den Raum in einem leichten Weißton überstrichen. Ohne die zeitlichen Abstände zu kennen, können wir heute weitere Farbfassungen nachweisen. Wohl aus dem gleichen Grund, der auch zum ersten Überstreichen führte, hat man den Raum später mit einer gelben Farbe neu gefasst. Der Ockerfarbe war zur Verschönerung in geringer Menge Auripigment – das leuchtendste Gelb der damaligen Zeit – beigemischt, wodurch der Farbton goldgelb ausfiel. Wieder später überstrich man die Wandvertäfelung zunächst mit einem dunkelroten und dann in einer Wiederholungsfassung in einem helleren Rotton. Danach folgten nur noch weiße Farbfassungen.

Wer das Haus ursprünglich gebaut hat, ist unbekannt. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass dieses Haus, das der einstigen Stammburg der Ritter von Zeiskam direkt gegenüber lag, ein einfaches Bauernhaus war. Dafür ist der finanzielle Aufwand, den die aufwändige Wandvertäfelung bedeutet haben muss, zu groß. Der glückliche Fund dieser Bohlenstube hat unsere Kenntnis der gehobenen, bürgerlichen Wohnkultur des 16. Jahrhunderts um ein seltenes und bedeutendes Beispiel bereichert. Nun wird es darum gehen, wie dieser Bestand für die Zukunft gesichert werden kann.

Dr. Christian Schüler-Beigang
Praktische Denkmalpflege

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