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Grenzen der absoluten Herrschaft
Ein Gastbeitrag zum Kaiserjahr 2020/2021 von Andreas Pecht
Trotz Gottesgnadentum mussten die Kaiser des Mittelalters nach Konsens streben
Um Weihnachten im Jahre des Herrn 1105 geschah nahe Mainz Bemerkenswertes: Heinrich IV. aus dem Geschlecht der Salier, seit 1084 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde auf Burg Böckelheim gefangen gesetzt. Auf wessen Befehl? Den des eigenen Sohnes, Heinrich V. Am 31. Dezember 1105 zwangen dann die Fürsten den Vater bei einer Zusammenkunft in Ingelheim zur Abdankung und wählten den Sohn am 5. Januar 1106 zum Nachfolger. Der Mainzer Erzbischof Ruthard salbte ihn und überreichte ihm die Reichsinsignien. Nach heutigem Verständnis könnte man formulieren: Der Sohn hatte gegen den Vater geputscht – unterstützt von Fürsten und Klerus. Gerade für das Mittelalter war das ein ungeheuerlicher Vorgang, denn die Könige und Kaiser galten seit der vom Papst gesegneten Krönung Pippins des Jüngeren 791 zum Frankenkönig als "dei gratia" zur Herrschaft ermächtigt, durch Gottes Gnade. Pippins Sohn, Karl der Große, übernahm dieses Prinzip des Gottesgnadentums, sah ab anno 800 auch seine kaiserliche Herrschaft durch "göttliches Recht" legitimiert.
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Die Kaiser des Mittelalters und die Säulen ihrer Macht
Ein Ausblick auf die Mainzer Landesausstellung von Andreas Pecht
Wenn am 9. September 2020 im Landesmuseum Mainz die große Ausstellung "Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa" eröffnet (bis 18. April 2021), endet damit eine mehr als vierjährige Vorbereitungszeit. Diese hatte mehrfach mit außergewöhnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Inspirator, Nestor und wissenschaftlicher Leiter des vielköpfigen Projektteams aus Fachleuten aller Bereiche der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz sowie von außerhalb hinzugezogenen Experten war in der ersten Phase Prof. Dr. Stefan Weinfurter. Doch der in Heidelberg arbeitende Historiker, der in Mainz zuhause war, verstarb leider unerwartet, noch bevor das Ausstellungsprojekt in seine finale Umsetzung eintreten konnte.
Weinfurters Heidelberger Professorenkollege und Freund Bernd Schneidmüller, ebenfalls Historiker und weithin angesehener Spezialist für die Mittelalterepoche, übernahm nun die wissenschaftliche Leitung. Unter den von der Corona-Pandemie ausgehenden beträchtlichen Erschwernissen für die Arbeit nahmen er und sein Team Weinfurters Projektansatz auf und entwickelten ihn fort bis zur jetzigen Realisation als hochkarätige Landesausstellung. Die wirft – im Verbund mit etlichen korrespondierenden Präsentationen, Aktionen, Vorträgen im übrigen Rheinland-Pfalz – manch bisher ungewöhnlichen Blick vor allem auf das Zeitalter ungefähr vom späten 8. bis ins 13. Jahrhundert.
Zum öffentlichen Vorprogramm der Landesausstellung gehörte eine bereits Anfang des Jahres gestartete, dann durch Corona lange stillgelegte, erst in den letzten Wochen vor Eröffnung wieder aufgenommene Vortragsreihe. In deren Rahmen reiste Bernd Schneidmüller selbst nach Koblenz, um auch vor dortigem Publikum auf der Festung Ehrenbreitstein, wie er sagt: "ein bisschen Werbung für unsere Ausstellung zu machen". Denn diese ist keineswegs nur von lokalem Mainzer Interesse. Vielmehr beackert die Präsentation rund fünf Jahrhunderte, in denen aus der Rheinregion von Basel über Speyer, Worms, Mainz, Koblenz bis nach Köln und Aachen heraus die Geschicke Europas bestimmt wurden. Wie macht eine Koryphäe der Mittelalterforschung "Werbung"? Indem sie das Spannende der Historie selbst sprechen lässt, auch der eigenen Begeisterung darüber und über die alsbald in Mainz versammelten authentischen Zeitzeugnisse Ausdruck verleiht. Zugleich skizzierte Schneidmüller in seinem Referat Blickwinkel, Absichten, Aufbau des Ausstellungskonzeptes.