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Die Limburger Adventsgeschichte

Es war im Jahr 1038 als Weihnachten auf einen Montag fiel und der Salierkaiser Konrad II. überrascht feststellen musste, dass in der christlichen Welt seinerzeit die Adventszeit ganz unterschiedlich berechnet wurde.

Die einen zählten in einem solchen Fall den Heiligen Abend als 4. Advent, die anderen wollten vor dem Heiligen Abend, auch wenn er auf einen Sonntag fällt, noch vier freie Adventssonntage haben. Diese differierende Denkweise führte zu kuriosen Effekten, so hätte Kaiser Konrad etwa bei seinem Onkel, dem Bischof Wilhelm in Straßburg, bereits am 26. November 1038 den 1. Advent feiern sollen, aber eigentlich wollte Konrad mit seiner Frau Gisela den 1. Advent doch lieber eine Woche später in seinem Hauskloster Limburg begehen.

Derartige Adventsverwirrungen waren nichts für den ordnungsliebenden Kaiser und er handelte prompt. Gleich für den nächsten Sonntag, es war der 3. Dezember 1038, lud er die Bischöfe des Landes zu einer Synode auf die Limburg ein.

Getreu dem Motto "es kann nur einen 1. Advent geben" wurde der sogenannte "Straßburger Adventsstreit" auf dem Kloster Limburg für alle späteren Generationen beigelegt.

Seit diesem Tag steht fest, dass der 1. Adventssonntag stets in der Zeit zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember zu begehen ist. Zum Glück, sonst hätten wir heute in einem solchen Fall ja auch fünf Adventskerzen gebraucht.


Versammlungsort der Fürsten: Rhens

Gegenüber von Braubach liegt das malerische Rhens. So beschaulich das Städtchen mit seiner mittelalterlichen Stadtmauer und den spätgotischen Fachwerkbauten wirkt: Im Mittelalter wurde hier immer wieder hohe Reichspolitik betrieben. Ab dem späten 12. Jahrhundert gehörte der Ort zum Kurfürstentum Köln. Gleich nebenan in Stolzenfels hatten die Trierer Fürstbischöfe das Sagen, vis-a-vis in Lahnstein die Mainzer. Vierter im Bunde der nachbarschaftlichen Oberherrn waren die Pfalzgrafen. Womit Rhens Schnittpunkt der Gebiete von vier der sieben Fürsten war, die im Mittelalter den deutschen König wählten, damit de facto meist zugleich den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Also kamen sie in Rhens zusammen – mal um die Königswahl vorzubesprechen, mal (1338) um als „Kurverein zu Rhense“ dem Papst das Vetorecht abzusprechen. 1398 wurde auf kaiserliches Geheiß am Rheinufer ein steinerner Stuhl aufgestellt, von dem aus der neu gewählte König das Reich symbolisch in Besitz nahm. 1804 von Napoleons Soldaten zerstört, ließ 1842 der Koblenzer Architekt Johann Claudius von Lassaulx im Zuge romantischer Begeisterung für die „goldene Zeit“ des Mittelalters, im Auftrag des preußischen Fridrich Wilhelm IV. den Rhenser Königstuhl wieder errichten. Allerdings nicht am Rheinufer, sondern auf halber Bergeshöhe, wo man von dem eher unscheinbaren Monument aus einen wunderbaren Blick auf den Ort und über die Rheinlandschaft hat.

Auszug aus: Andreas Pecht "Welterbe oberes Mittelrheintal"

Vor Ort und in unserem Onlineshop zu erwerben:
Bildheft 5 aus der Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland Pfalz.
Herausgeber: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
ISBN: 978-3-7954-2891-4
5,00 €


Von feindlichen Brüdern und Nachbarn

Die dichte Bebauung mit rund 40 Burgen ist ein Wesensmerkmal des Mittelrheintales. Doch nirgendwo liegen die Bauten so eng beieinander wie Sterrenberg und Liebenstein über dem rechtsrheinischen Kamp-Bornhofen. Um die beiden rankt sich eine vielfach variierte Legende über zwei Brüder. In einer Version bringen sie die blinde Schwester um ihren Erbteil und gehen hernach einander an die Gurgel. In einer anderen konkurrieren sie um ein Rüdesheimer Fräulein. Der Volksmund nennt die Burgen deshalb „die feindlichen Brüder“.

Steinerner Ausdruck der Feindseligkeit ist die äußere Schildmauer von Sterrenberg. Derartige Streitmauern sicherten historische Anlagen gewöhnlich in Hauptangriffsrichtung. In diesem Fall bildet sie einen wehrhaften Sperrriegel gegen den Nachbarn Liebenstein. Realer Hintergrund dürfte der Dauerstreit zwischen Kurtrier und den Grafen von Katzenelnbogen um die Vormacht am Mittelrhein gewesen sein. So ist die Paarung Sterrenberg/Liebenstein ein Prinzip für „Gegenburgen“ als baulicher Manifestation widerstreitender Interessen. Dieses Prinzip begegnete dem Reisenden zuvor schon im Fall Katz/Maus; er wird nahe Koblenz mit Stolzenfels/Lahneck erneut darauf stoßen.

Auszug aus: Andreas Pecht "Welterbe oberes Mittelrheintal"

Vor Ort und in unserem Onlineshop zu erwerben:
Bildheft 5 aus der Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland Pfalz
Herausgeber: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
ISBN: 978-3-7954-2891-4
Preis: 5,00 €


Der Park und die Gärten von Schloss Stolzenfels

von Doris Fischer, Armin Henne, Iris Ketterer-Senger

Schloss Stolzenfels, nahe Koblenz hoch über dem Rhein gelegen, wurde mit Park und Gärten als romantischer Gesamtentwurf konzipiert. An den Planungen waren bedeutende Künstler des 19. Jh. wie der Architekt Karl Friedrich Schinkel und der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné beteiligt.

Das Führungsheft erschließt Geschichte und Bedeutung der Anlage und lädt zu eigenen Erkundungen ein. Während die Gärten um das als „altdeutsche Burg“ gestaltete Schloss weitgehend aus früheren Zeiten erhalten geblieben sind, greift die Rekonstruktion des Landschaftsparks am Hang des Rheins auf einen Entwurf von Lenné zurück. Stauteiche und Wasserfall sind mit großem Aufwand rekonstruiert worden. Nun ist es wieder möglich, wie zu königlichen Zeiten die Spazierwege und die Architekturen wie Reitbahn und Brunnengrotte zu erkunden. Zwei Pläne mit den wichtigsten Stationen dienen der Orientierung innerhalb des weitläufigen Landschaftsparks.

Aus dem Buch:

Der schönste und aufwendigste Teil des Schlossgartens ist der Pergolagarten (V), der umschlossen von der nördlichen Ringmauer und der Nordfront unterhalb des gemeinsamen Schlafzimmers des Königspaares liegt. Mit dem höher gelegen, engen Schlosshof ist er durch die dreischiffige Arkadenhalle mit ihren spitzbogigen Öffnungen und schlanken Säulen verbunden. Diese, wie auch der achsial gegenüberliegende Adjutantenturm mit seiner offenen Teehalle im Erdgeschoss steigern mit den Durch und Ausblicken die Wirkung des Gartens, in dem sich die romantische Intention des Bauherrn in voller Pracht entfaltet. Bereits 1838 gab Friedrich Wilhelm das Aussehen mit „Rosen, Rebdächern und Brunnen“ wie auch die Wirkung dieses Gärtchens vor. In der Folgezeit rang man um die bauliche Gestalt der Arkadenhalle und der hölzernen Pergola, die schließlich durch Schinkels Nachfolger, den preußischen Architekten Friedrich August Stüler ihre endgültige Form erhielten. Auch für die Gartenanlage selbst, die gemäß königlichen Willens nach dem Vorbild derjenigen von Schloss Charlottenhof in Potsdam angelegt werden sollte, ist der Werdegang anhand der vorhandenen Pläne nachvollziehbar. Außer Acht ließ man dabei die Entwürfe Weyhes für diesen Garten. Bauzeitliche Aquarelle geben einen sehr guten Eindruck vom ursprünglichen Aussehen wieder. Er entstand letztlich 1842 in Form einer konzentrisch um den mittigen, gusseiserenen Schalenbrunnen angelegten gotischen Fensterrose, bestehend aus zwölf passförmigen Einzelkompartimenten. Sie sind mit niedrigem Buchs eingefasst und rahmen Felder mit Blumen, Rasen und hohen Rosenbäumen. Den Weg begrenzen Tonpalmetten. Die aufwendig mit feingliedrigen Dekorationsmalereien verzierte hölzerne Pergola ist mit Kletterrosen und Weinlaub malerisch zugerankt. Vor der Teehalle ist sie zu einem großzügigen Freisitz mit zweifarbigem Bodenbelag erweitert, in den ein gestreiftes Sonnensegel eingespannt werden konnte. Die als point de vue konzipierte offene Teehalle ist mit einer starkfarbigen Gewölbemalerei und vergoldeten Rippen, einer Holzvertäfelung, Sitzbank und ornamentiertem Fußboden besonders prächtig ausgestattet und ermöglichte durch ein zweibogiges Fenster einen weiten Ausblick auf die Stadt Koblenz mit der Festung Ehrenbreitstein. Beidseitig der Teehalle ist jeweils eine dreijochige Sandsteinarkatur in die mittelalterlichen Bogenmauerungen der Ringmauer eingestellt, wobei die westliche eine Skulptur rahmte und die östliche bis heute den freien Durchblich auf das Rheintal öffnet. Zur frühen Ausstattung gehörte auch die Bronzeskulptur des jungen Sigfried des Koblenzer Künstlers Johann Hartung, die vom König in Auftrag gegeben wurde und 1847 aufgestellt war.

Vor Ort und in unserem Onlineshop zu erwerben:
Führungshefte der GDKE Rheinland-Pfalz, Burgen, Schlösser, Altertümer Führungsheft 27
Doris Fischer, Armin Henne, Iris Ketterer-Senger: Einblicke – Ausblicke. Der Park und die Gärten von Schloss Stolzenfels. Regensburg 2011
ISBN: 978-3-7954-2473-2
Preis: 5,00 €
 


3D-Erfassung der barocken Gartenskulpturen auf Schloss Malberg

Niklas Underwood, Restaurierung

Trotz seiner prachtvollen, weithin sichtbaren Lage auf einer Bergzunge gehört Schloss Malberg zu den eher verborgenen Schönheiten der Eifel. Dabei verweist die Architektur der aus einer mittelalterlichen Burg hervorgegangenen Anlage durch ihren Ausbau im 18. Jahrhundert für den Kölner Weihbischof Johann Werner von Veyder auf höchst anspruchsvolle venezianische Vorbilder.

Ein in Rheinland-Pfalz seltenes Zeugnis barocker Gartenkunst ist auch der um 1730 neu angelegte „Runde Garten“ und die dem Schlossgebäude vorgelagerte Terrasse samt Treppenanlage. Um das Jahr 1760 erfolgte dessen Ausstattung mit insgesamt zehn weiß gefassten Sandsteinskulpturen, welche der Werkstatt des bedeutenden fränkischen Rokokobildhauers Ferdinand Tietz zugeschrieben werden. Das Skulpturenprogramm zeigt Figuren der antiken Mythologie mit Themen der Natur, der Jahreszeiten sowie der Jagd. Aufgestellt wurden sie auf der Brüstung der Gartenumfassung und auf der Balustrade oberhalb der Treppe.

Nach Jahren der freien Bewitterung, waren die Skulpturen 1990 in einem derart schlechten Erhaltungszustand, dass sie von ihren angestammten Aufstellungsorten abgebaut werden mussten, um sie eingehend zu untersuchen sowie umfassenden konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen zu unterziehen. Die Arbeiten an den Skulpturen wurden 1994 fertiggestellt, allerdings ließ das bereits altersbedingt geschwächte Material die erneute Aufstellung der Figuren im Außenbereich nicht mehr zu. Seither sind die Skulpturen in der Schlosskapelle aufgestellt und somit vor den Witterungseinflüssen des Außenklimas geschützt.

Seit mehreren Jahren verfolgt der Förderverein Schloss Malberg e. V. das Ziel, Kopien der Gartenskulpturen anfertigen zu lassen, welche anstelle der Originale im Garten gezeigt werden können. Die Skulpturen der Flora und Diana wurden bereits bildhauerisch kopiert und flankierend oberhalb der Treppe auf der Terrassenbalustrade aufgestellt. Im November 2019 wurden in einer Kooperation mit der Technischen Hochschule Köln durch Studierende des Studiengangs Restaurierung alle Figuren mittels 3D-Scan vermessen. Das hierbei eingesetzte Verfahren ermöglicht eine berührungslose Vermessung, schützt die sensiblen Oberflächen somit vor Belastungen und beugt weiteren Beschädigungen der wertvollen Originale vor.

Für die Denkmalpflege ergeben sich aus diesem Verfahren weitere Möglichkeiten und Vorteile, die über das hier verfolgte Ziel der Erstellung von Kopien hinausgehen. Die hohe Messgenauigkeit von unter 0,1 mm ermöglicht eine sehr präzise Erfassung und Dokumentation der Skulpturen und ihres Zustandes. Die Modelle können im virtuellen Raum frei betrachtet werden und erweitern somit die Möglichkeiten der Fotografie durch neue Perspektiven auf die dreidimensionalen Bildwerke. Des Weiteren helfen die 3D-Modelle dabei, die Formensprache des Bildhauers zu verstehen und die Möglichkeiten zur Fertigung von Rekonstruktionen der an den Skulpturen verlorenen Originalelemente zu studieren und deren Ausgestaltung zu diskutieren. Die 3D-Scans tragen somit dazu bei, das Projekt zur Herstellung von Kopien zu unterstützen und die Wiederaufstellung von Stellvertretern, die der Formensprache der Originalen möglichst nahe kommen, zu realisieren.