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Ein neuer "alter Krebs" von der Lahn
Das Gebiet des Rupbach- und des Wasenbachtals östlich der Lahn gelten bei Insidern schon als fast "klassisches" Fundgebiet für Trilobiten. Diese ausgestorbenen Gliederfüßer des Erdaltertums besiedelten vor etwa 400 Millionen Jahren ein Flachmeer, welches Teile der heutigen Mittelgebirge bedeckte.
Dort lebten natürlich auch viele andere Tiere, wie z. B. Seeigel, Seelilien, Moostierchen und Armfüßer. Dazu gehörte auch eine Gruppe urtümlicher Krebstiere, die sogenannten Blattkrabben oder Phyllocariden. Diese sind insbesondere aus den Dachschieferablagerungen des Hunsrücks und am Mittelrhein bekannt geworden. Aus einem Steinbruch im Wasenbachtal bei Steinsberg konnten nach eingehender Untersuchung mehrere Exemplare beschrieben werden, die einer neuen Art, Nahecaris sabineae, zugeordnet werden. Damit wurde auch gezeigt, dass die Blattkrabben in größerer Artenvielfalt das devonische Flachmeer besiedelten als bislang bekannt.
Die englischsprachige Veröffentlichung zum Thema kann unter dem read-only link eingesehen werden.
Beachtliche Libellen-Vielfalt an einem Westerwälder Kratersee vor 25 Millionen Jahren
Kürzlich bearbeitete ein Team von Wissenschaftlern die Funde fossiler Libellen aus dem oberoligozänen Kratersee am Stöffel im Westerwald (Verbandsgemeinde Westerburg).
Prof. André Nel vom Naturhistorischen Museum und der Sorbonne Universität in Paris, Dr. Sonja Wedmann vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum, Forschungsstation Grube Messel und GDKE-Mitarbeiter Markus Poschmann identifizierten unter mehr als einem Dutzend Fossilien aus dem ehemaligen Basaltsteinbruch drei der Wissenschaft bislang unbekannte Arten. Diese tragen jetzt Namen nach der Familie Engel aus Enspel und dem Ortsbügermeister Dieter Wisser (Ictinogomphus engelorum und Epiaeschna wisseri), die jeweils für ihr Engagement für den Stöffelpark bzw. die Fossillagerstätte geehrt werden, sowie nach dem „Stöffel“ genannten Berg (Oligolestes stoeffelensis), der heute infolge des industriellen Basaltabbaus nicht mehr existiert. Insgesamt lebten damit an dem ehemaligen Kratersee mindestens acht verschiedene Libellenarten aus fünf Familien. Eine solche, recht diverse Libellenfauna kann als typisch für oligozäne Paläoseen gelten und belegt, dass der Gewässerzustand die Entwicklung der wasserlebenden Larven begünstigte. Zudem ist davon auszugehen, dass in der Umgebung des Sees unterschiedliche ökologische Nischen mit verschiedenen Libellenarten besetzt waren, was auf einen entsprechend reich strukturierten Lebensraum schließen lässt.
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Rheinpiraten
von Michael Schwab / Gerd Martin Forneck
Wer kennt sie nicht, die Schätze in den Piratenfilmen? Truhenweise vergrabener oder versteckter Gold- und Silbermünzen an exotischen Orten und an signifikanten Geländemarken. In Wirklichkeit waren viele dieser Münzen jedoch nicht mit der sonst gebotenen Sorgfalt geprägt. Grundlage der Münzen ist in Stangenform gegossenes Münzmetall, ein Zain, der flachgewalzt oder –geschlagen wurde. Erst nach dem Ausschneiden der Schrötlinge aus diesem Zain, erfolgte die Prägung.
Aber man muss nicht in der Karibik reisen, um solche Münzen, so genanntes „Schiffsgeld“, zu finden. Auch an Orten mit weniger Sandstränden und Palmen, wie dem Mittelrhein - Gebiet, werden solche Münzen immer wieder entdeckt.
Seit letztem Jahr ist eine 1669 in Potosi (Bolivien) geprägte 8-Reales-Münze aus Silber als Teil des „Schatzfundes von Ehrenbreitstein“ auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz zu sehen. Der Münzhort wurde im Rahmen der Beschießung der Stadt durch die Franzosen 1688 verborgen, kam aber erst vor wenigen Jahren wieder ans Tageslicht. Eine identische Münze wurde in Remagen, ebenfalls am Rhein, gefunden. Daneben wurde vor einigen Jahren bereits eine 2-Reales-Münze aus der Regierungszeit von Karl II. von Spanien (1665-1700) auch in Koblenz im Rhein entdeckt.
Abbildungsunterschriften:
Abb. 1: "Schiffsgeld", 8 Reales aus dem Hortfund von Koblenz – Ehrenbreitstein (Münzstätte Potosi / Bolivien, 1669), 27,83g, Silber, Vorderseite mit Wappen. (Liebenstein-Gesellschaft e.V., Koblenz)
Abb. 2: "Schiffsgeld", 8 Reales (Fundort Remagen / Münzstätte Potosi / Bolivien, 1669), Rückseite mit der Darstellung der Säulen des Herkules über Wellen sowie 2 Reales aus der Regierungszeit von Karl II. von Spanien, (1665-1700), 6,60g, Silber, Münzstätte und Jahreszahl nicht erkennbar. (Liebenstein-Gesellschaft e.V., Koblenz)
Der Niedergermanische Limes
In römischer Zeit war der Rhein die Grenze zwischen den Römern und den Germanen. Dieser Niedergermanische Limes hat eine Gesamtlänge von ca. 385 km. Er beginnt im Vinxtbachtal etwa 30 km südlich von Remagen in Rheinland-Pfalz, durchquert Nordrhein-Westfalen und die Niederlande und endet bei an der Nordseeküste bei Kattwijk. Er bestand von 15 v. Chr. bis etwa 450 n. Chr. Im Gegensatz zum Obergermanisch-Raetischen Limes fehlen dem Niedergermanischen Limes die Palisade und die Wall-Graben-Anlage. Der Rhein markierte vielmehr als „nasser Limes" die Grenze mit zahlreichen Kastellen und Legionslagern.
Auf dem Weg zum Welterbe
In den UNESCO-Welterbe-Antrag wurden über 120 Denkmäler an insgesamt 44 Standorten am Limes und in seinem Hinterland aufgenommen. Vorwiegend handelt es sich um militärische Anlagen mit den zugehörigen Zivilsiedlungen. Neben den vier Legionslagern von Nijmegen, Xanten, Neuss und Bonn, die bis zu 9000 Soldaten Platz boten, finden sich Kastelle für Hilfstruppen, zahlreiche sog. temporäre Lager und kleine Wachttürme. Doch auch Städte wie Köln mit seinem Statthalterpalast oder Xanten sowie Heiligtümer im niederländischen Elst-Grote Kerk oder auf dem Kalkarberg bei Kleve bildeten wichtige Bestandteile für das römische Leben am Rhein.
Rheinland-Pfalz ist mit Remagen durch einen Standort vertreten. Dieser hat aufgrund seiner Lage und Geschichte eine herausragende Bedeutung. Das Kastell Remagenbildet das erste Kastell hinter der Grenze der Provinzen Ober- und Niedergermanien nördlich des Vinxtbachtals. Aufgrund seiner Lage an der Heeresstraße zwischen Köln und Bonn sowie am Ende einer Talebene, zwischen Rhein und Mittelterrasse, übernahm das Kastell eine Sperrfunktion. Zudem kann für den Standort Remagen eine kontinuierliche Militärpräsenz von der augusteischen Zeit (Anf. 1. Jh. n. Chr.) bis in das 5. Jh. n. Chr. nachgewiesen werden.
Der Antrag wurde von Vertretern der Niederlande, Nordrhein-Westfalen sowie Rheinland-Pfalz am 09. Januar 2020 beim World Heritage Center der UNESCO in Paris eingereicht und ist seit 2021 Weltkulturerbe.
Abbildungsunterschriften:
Abb. 1: Fundplätze entlang des Niedergermanischen Limes © S. Bödecker/E. Rung, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege/M. Pütz, LVR-LandesMuseum Bonn/Kartengrundlage: GLOBE Task Team
Abb. 2: Inventar eines Spielergrabes mit einem Becher, 26 Spielsteinen, einem Würfel sowie einer Statuette der Göttin Fortuna. 2. Jh. n. Chr. © Matthias May, GDKE, Dir. Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz
Windpark Einöllen
Baubegleitung durch die Direktion Landesarchäologie/ Erdgeschichte beim Bau dreier Windenergieanlagen (WEA) auf der Gemarkung Einöllen und Wolfstein-Roßbach mit Kabelgraben zum Umspannwerk im Lautertal.
Im Baubereich der Windradanlagen bei Einöllen stehen Fluß- und Seeablagerungen aus dem Zeitalter des Perm an (Rotliegend, ca. 298 Mio Jahre). In der Umgebung sind bereits mehrere fossilreiche Seehorizonte (Ton- und Kalkstein) bekannt.
Während der Baubegleitung (13.5.-1.7.2020) der Windradfundamente, der Lagerplätze und der Zufahrt wurden bei allen drei Windradbaustellen Fossilien gefunden und geborgen.
An der Windenergieanlage 1 wurde eine Flächengrabung in einem fossilführenden Kalk- und Tonsteinpaket durchgeführt. Bei dieser Grabung konnten ca. 500 Fossilien bestimmt und stratigrafisch erfasst werden. Insgesamt wurden ca. 100 Fossilien für die Landessammlung für Naturkunde (LfN) geborgen und inventarisiert, so z.B. Krebse, Knochenfische, ein Reptil-Trittsiegel, Haizähne (Triodus palatinus, Xenacanthus meisenheimensis) und zahlreiche Pflanzen.
An den Windenergieanlagen 1 + 2 ist die Schichtabfolge in langen Profilen dokumentiert worden und es konnten bereits neue Erkenntnisse zur Gesteinsabfolge und zur Paläoökologie gewonnen werden. Ab dem 10. August erfolgt die Baubegleitung des 3 km langen Kabelgrabens von den Windkraftanlagen zum Umspannwerk ins Lautertal.
Riesen-Urlibellen lebten vor 300 Millionen Jahren auch in Rheinland-Pfalz
Die Experten der Direktion Landesarchäologie / Erdgeschichte werfen einen spannenden Blick zurück in die Vergangenheit des Landes.
Sie sind Ikonen des Steinkohlenzeitalters – immer wenn über ungewöhnlich große Tiere der Erdgeschichte gesprochen wird, erscheinen sie – neben Dinosauriern - vor unserem inneren Auge. Es geht um Riesenlibellen mit einer Flügelspannweite von mehr als einem halben Meter, also ähnlich groß wie eine Taube oder ein Falke.
Solche Insekten wurden erstmals vor mehr als 130 Jahren in Frankreich gefunden und von dem Insektenforscher Charles Brongniart bekannt gemacht. Zwischenzeitlich kennt man sie auch von einigen anderen Fundstellen, z. B. in Amerika, China und auch Deutschland.
Die Untersuchung eines zunächst sehr unscheinbaren und schlecht erhaltenen Fossils, welches bei dem Bau eines Windrades bei Obermoschel in der Pfalz gefunden wurde, hat jetzt ergeben, dass es sich dabei um das Flügelfragment einer Riesen-Urlibelle aus der Familie der Meganeuridae handelt. Mit einer rekonstruierten Flügelspannweite des Tieres von mindestens 60 Zentimetern, handelt es sich um den Nachweis eines der größten Insekten aus der gesamten Erdgeschichte.
Die von den Paläontologen Markus Poschmann und Dr. Thomas Schindler von der Generaldirektion Kulturelles Erbe RLP, Direktion Landesarchäologie/Erdgeschichte in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. André Nel vom Naturhistorischen Museum und der Universität Sorbonne in Paris durchgeführte Studie zeigt, dass damals am Beginn der, unmittelbar auf das Steinkohlenzeitalter folgenden Permzeit vor etwa 300 Millionen Jahren bei Obermoschel eine durch Seen, Sümpfe und Flüsse geprägte Landschaft existierte. In den flacheren Uferbereichen der Seen fühlten sich wasserlebende, molchähnliche Amphibien besonders wohl. Verschlechterungen der Umweltbedingungen, vielleicht ausgelöst durch vulkanische Gase, führten aber zeitweise auch zu Massensterben, sodass Hunderte dieser „Molchlarven“ fossil wurden und ausgegraben werden konnten. Zudem boten offene Flächen über den Gewässern den riesigen Ur-Libellen, die sich als geschickte Flugjäger auch von anderen großen Insekten ernährten, optimale Jagdbedingungen.
Nachzulesen ist die Veröffentlichung in der neuen Ausgabe des „Mainzer naturwissenschaftlichen Archivs“, herausgegeben vom Naturhistorischen Museum Mainz und der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft. Eine digitale Version ist über die Autoren erhältlich.
Der Obergermanisch-Raetische Limes
von Dr. Jennifer Schamper
Der Obergermanisch-Raetische Limes beginnt am Rhein bei Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz, durchquert Hessen und Baden-Württemberg und endet im bayerischen Hienheim. Hier trifft er auf die Donau. Die Gesamtlänge beträgt 550 km. 75 km des Obergermanisch-Raetischen Limes verlaufen durch Rheinland-Pfalz. In römischer Zeit bildete er die Grenze zwischen den Provinzen Obergermanien und Raetien sowie dem freien Germanien. Entlang der Strecke errichteten die Römer zahlreiche kleine Kastelle, ca. 60 größere Kastelle sowie etwa 900 Wachttürme zur Überwachung. In Obergermanien bestand die Grenze aus einer Palisade aus Holz, die später durch ein System aus Wall und Graben abgelöst wurde. In Raetien wurde die Palisade durch eine Mauer ersetzt, Wall und Graben entfielen. Der Bau der ersten Anlagen erfolgte bereits im 1. Jh. n. Chr. Nach mehreren Umbauphasen wurde die Grenzlinie in der Mitte des 3. Jh. n. Chr. im Zuge der Germaneneinfälle aufgegeben. Seit 2005 ist der Obergermanisch-Raetische Limes UNESCO Welterbe.
Limes international – Amphoren aus dem Libanon, Münzen aus Syrien
In Rheinland-Pfalz fanden in den letzten Jahren wieder verstärkt Forschungen am Limes statt. Finanziert durch das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz konnte daher im August 2019 eine neu gestaltete Ausstellung im Limeskastell Pohl (Rhein-Lahn-Kreis) realisiert werden, um den Besuchern neueste Forschungsergebnisse präsentieren zu können.
Die neu gestalteten Vitrinen greifen unterschiedliche Themen des Limes sowie des römischen Lebens auf. Gezeigt werden nicht nur Funde der römischen Epoche, sondern auch solche aus der Zeit der frühen Limesforschungen am Ende des 19. Jahrhunderts. Daneben wird der Besucher über das Münzwesen und den Handel im Römischen Reich sowie über die Ausrüstung von Pferd und Reiter informiert. Das bereits vorhandene Modell der Thermen aus dem vicus von Marienfels bleibt als zentraler Bestandteil der alten Ausstellung auch in der neuen Ausstellung bestehen und durch neue Texte sowie Bilder von Rekonstruktionen ergänzt. Vervollständigt wird die Präsentation der Originalfunde durch umfangreiches Kartenmaterial, Repliken unterschiedlicher Waffen und Geräte sowie mehrere Informationsblätter. Insgesamt werden in der Ausstellung ca. 50 Neufunde präsentiert. Das Kernstück bildet ein Möbel- oder Türbeschlag mit der Darstellung des Wassergottes Oceanus mit Delfinen und Krebsscheren im Haar, welcher im Kastell Holzhausen gefunden wurde. Auch die weit reichende wirtschaftliche Vernetzung im Römischen Reich lässt sich für die Standorte Marienfels, Hunzel und Holzhausen nachweisen. So fand man in Holzhausen beispielweise eine Silbermünze (Denar), die 194/195 n. Chr. in Homs in Syrien geprägt wurde. Aus Marienfels stammt das Fragment einer Amphore, hergestellt in Beirut im heutigen Libanon. In dieser ließ sich der Besitzer eingelegte Früchte wie Aprikosen oder Datteln in den Taunus liefern.
Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bilden die bereits erwähnten modernen Forschungsmethoden, die seit einigen Jahren in der Archäologie zum Einsatz kommen. Anhand eines Wandbildes sowie eines Informationsblattes werden den Besuchern Geophysik, Luftbildarchäologie sowie Airborne Laserscan anhand der Kastellstandorte Hunzel und Marienfels anschaulich erklärt.
Römer im Bims
von Dr. Dr. A. von Berg / M. Poschmann / E. Decker
Beim Abbau vulkanischer Bimsablagerungen des Laacher See-Ausbruches wurde in der Gemarkung Ochtendung (Kreis Mayen-Koblen) oberhalb des Nette-Tales am Emminger-Hof ein römischer Bestattungsplatz aufgedeckt und durch die Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, Außenstelle Koblenz untersucht. Der Emminger-Hof gehört zu den alten Hofanlagen der Vordereifel, die eine Siedlungskontinuität seit vorgeschichtlicher Zeit aufweisen. Unter dem Hofareal ist seit längerer Zeit auch ein antiker Gutshof bekannt, der immer wieder bei Erdarbeiten angeschnitten wurde. Während des Abtrags einer bisher landwirtschaftlich genutzten Parzelle an der Südseite des Hofes, konnten ungewöhnlich reich ausgestattete Brandgräber aus der frühen und mittleren Kaiserzeit dokumentiert werden, die sicherlich zu dem römischen Villenareal an dieser Stelle gehören. Auffallend war eine quadratische Aschenkiste aus Tuff, die unmittelbar unter dem heutigen Pflughorizont durch den Bagger freigelegt wurde. Nach Abnahme des giebelförmigen Deckels zeigte sich der Inhalt vollkommen intakt und ohne eingeschwemmtes Sediment. Insgesamt neun Glasgefäße, drei Becher, eine Vierkantflasche, zwei rippenverzierte Gefäße, drei Balsamarien sowie ein Henkelkrug und ein Honigtopf aus Keramik lagen unversehrt im Inneren. Reste von feinem Gewebe auf der Oberfläche der Gefäße deuten darauf hin, dass die Beigaben in ein feines Tuch eingeschlagen oder mit einem solchen überdeckt waren. Der Leichenbrand war in einem hölzernen Kästchen mit Bronzebeschlägen deponiert, das in der Mitte der Tuffkiste stand. Die Gefäße gruppierten sich ursprünglich um das Holzkästchen herum. Die Holzbretter waren in großen Teilen noch erhalten, so dass sich Struktur, Aufbau und Größe vollständig rekonstruieren ließen. In dem keramischen Honigtopf waren weiterhin zwei Fische als Speisebeigabe enthalten. Das Ensemble wirkte nach dem Befund verlagert. Das deutet darauf hin, dass die Platzierung der Grabbeigaben wohl erfolgte, als die Aschenkiste noch am Rand der Grabgrube stand. Beim Herablassen in die ausgehobene Grabgrube fielen die Gefäße um und verrutschten aus ihrer ursprünglichen Position. Nach der ersten Sichtung datiert die Bestattung in die Zeit um 100 n. Chr.
Jäger und Gejagte in der Asche
von M. Poschmann / A. von Berg
Bereits 1993 wurden in den rund 13000 Jahre alten Aschenablagerungen des Laacher See-Ausbruchs erstmals Tierspuren bekannt (AiD 1/1994). Die im Zuge der Bimsgewinnung südlich der Ortschaft Polch (Osteifel) dokumentierten Spuren ließen sich Auerwild, Pferden, Rotwild und Bären zuordnen. Seit 2018 entsteht nördlich der Gemeinde Mertloch ein Neubaugebiet. Bei archäologischen Grabungen wurde auch hier die Ascheschicht mit den charakteristischen Regentropfen-Einschlagsmarken freigelegt und tatsächlich tauchten wieder Tierspuren auf, bislang von Sperlingsvögeln, Kleinsäugern, Rehen und hundeartigen Raubtieren. Letztere ähneln Wolfsspuren, sind aber deutlich kleiner. Dennoch wirken sie viel massiver als die Pfotenabdrücke eines Rotfuchses, selbst unter Berücksichtigung des plastischen Untergrundes, wo Trittsiegel relativ groß ausfallen. Zusammen mit einer in den Jahren 2000-2002 südlich von Polch dokumentierten, zwar nur mäßig erhaltenen Spur, bei der es sich wahrscheinlich um Abdrücke beschuhter Füße eines Menschen handelt, verdichten sich die Befunde zu einem höchst interessanten Szenario: Während einer kurzen Zeitspanne relativer vulkanischer Ruhe wanderte eine Vielzahl von Tieren auf der Suche nach Nahrung durch die bimsbedeckte Landschaft, ihrerseits verfolgt von hungrigen Beutegreifern. Unter den Jägern waren auch Menschen mit domestizierten Hunden. Ihre Spuren sind ein einzigartiger, früher Beleg für die enge Beziehung von Mensch und Hund. Die Jäger waren wohl Angehörige der allerödzeitlichen Federmesser-Gruppen, welche, in Ermangelung von pflanzlichen Nahrungsressourcen in dieser „Bimswüste“, auf den Jagderfolg angewiesen waren.
Starke Mauern überdauern
von F. Heimerl, L. Blöck
Im Jahr 2018 konnte in Bitburg ein Tor im Zentrum der mittelalterlichen Stadt dokumentiert werden (AiD 3|2019). Die Umgestaltung des Bitburger Platzes "Am Markt" seit August 2019 ermöglichte es der Landesarchäologie Trier/GDKE Rheinland-Pfalz, einen Abschnitt an der Westseite der mittelalterlichen Stadtumwehrung baubegleitend zu untersuchen. Trotz der starken Zerstörung Bitburgs im Zweiten Weltkrieg und der regen Bautätigkeit in jüngerer Zeit fand sich knapp unter dem modernen Straßenpflaster noch das Fundament eines rechteckigen, spätmittelalterlichen Torbaus (Abb. 1). Das massive Kalksteinfundament der nördlichen Torwange war mit 7,50 m Länge, mindestens 1,40 m Breite und 2,50 m Tiefe in einem bemerkenswerten Erhaltungszustand. Sogar die Spurpfanne des Torflügels war noch vorhanden.
Parallel zu den Arbeiten "Am Markt" konnte nach Abbrucharbeiten im "Kobenhof" ein Teil der spätrömischen Wehrmauer freigelegt werden (Abb. 2). Im mittleren Bereich der Grabungsfläche war die Mauer durch eine Weltkriegsbombe zerstört. An den Randbereichen wies die Mauerschale mit römischem Gussmauerwerk jedoch noch eine Höhe von 2,40 m über der ca. 30 cm starken Kalksteinstickung auf. Beide Grabungsbefunde stellen wertvolle Mosaiksteine für die Bitburger Stadtgeschichte dar. Dank der sehr guten Zusammenarbeit mit der Stadt Bitburg können die Mauern erhalten und im Straßenpflaster dargestellt werden.