Geschichte der Landesarchäologie Koblenz
Neben dem Museum in Trier wird 1874 das "Provinzialmuseum der preußischen Rheinprovinz“ in Bonn eröffnet. Das Museum betreut bis 1945 die Archäologie im Großteil des ehemaligen Regierungsbezirks Koblenz. In den rechtsrheinischen, ehemals hessischen Gebieten, ist dies Aufgabe des heutigen Landesmuseums in Wiesbaden. Entsprechend sind die Funde der damaligen Zeit in den Museen Bonn bzw. Wiesbaden zu finden.
1880 wird der „Altertumsverein Lahnstein“ gegründet. Der „Verein für Geschichte und Kunst am Mittelrhein in Koblenz“ geht in seinen Ursprüngen auf den „Verein für Kunst, Kunstgewerbe und Altertum für den Regierungsbezirk Koblenz“ zurück, der 1883 gegründet wird. Er bewirkt die Einrichtung des „Schlossmuseums“ mit den Abteilungen Kunstgewerbe, Kunst und Altertum.
Der "Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung" in Wiesbaden betreibt insbesondere für die rechtsrheinischen Landschaften des Koblenzer Arbeitsgebietes erste archäologische Forschungen.
Auch 1880 wird im Großherzogtum Hessen eine staatliche „Limeskommission“ zur Erforschung dieser alten römischen Grenzlinie eingesetzt, deren Forschungsergebnisse 1892 in die „Reichs-Limeskommission“ eingebracht werden. Auf diese Grundlagenarbeit stützt sich die 2003 unter Beteiligung des Landes Rheinland-Pfalz gegründete „Deutsche Limeskommission“. Seit 2005 sind die 75 Kilometer dieser Grenzlinie, die auf rheinland-pfälzischem Gebiet liegen, Teil des UNESCO- Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches – Obergermanisch-Raetischer Limes“.
1911 erfolgt die Gründung des „Vereins für Heimatpflege und Altertumskunde im Kreis Neuwied". 1914 eröffnet das Bodewig-Museum in Lahnstein und der 1898 gegründete "Altertumsverein Alt-Andernach" richtet das städtische Museum im Jahre 1936 ein. Insbesondere der 1904 gegründete „Geschichts- und Altertumsverein für Mayen und Umgebung“ führt archäologische Grabungen durch, deren Ergebnisse in einem 1920/21 eingerichteten Museum öffentlich zugänglich sind.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich nichts an der Organisation der Archäologie verändert. Vor Ort ist weiterhin ein Wissenschaftler beim Rheinischen Provinzialmuseum in Bonn beschäftigt und arbeitet als „Gebietsreferent des Rheinischen Provinzialmuseums und des staatlichen Vertrauensmannes für den Regierungsbezirk Koblenz“ von zuhause aus. Die Arbeit in diesen Jahren ist geprägt vom traditionell starken Abbau von Rohstoffen, der auch heute noch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region darstellt. Bereits seit der Jungsteinzeit wird im Mayener Grubenfeld Basalt abgebaut. In der Antike produziert man in der Region hochwertige Töpfereiprodukte, deren Rohstoffe direkt vor Ort gewonnen werden. Diese Fundorte werden heute kulturtouristisch genutzt und ziehen jedes Jahr viele Besucher in die Region. Durch den Bimsabbau zur Steinherstellung können das fränkische Gräberfeld von Saffig, die Vielzahl der Funde westlich von Ochtendung und auch die eisenzeitlichen Prunkgräber von Lonnig entdeckt werden. Auf dem Gräberfeld von Thür wird eine Stierdarstellung gefunden, dessen Replik heute das Geschenk der Mainzer Staatskanzlei an hohe Gäste ist.
Im Vorfeld zum Abbau von Lavavorkommen werden die Kratermulden der Osteifel archäologisch untersucht, hier können wichtige Erkenntnisse zum Leben unserer Vorfahren gewonnen werden, u.a. auch die Kalotte des Neandertalers in den Wannenköpfen bei Ochtendung mitsamt der beigegebenen Steinartefakte.
Selbst in Gebieten, wo der Rohstoffabbau keine Rolle spielt, treten immer wieder Funde zu Tage, die den Weg dieser Region zum heutigen Rheinland-Pfalz eindrucksvoll zeigen. War schon vor dem Krieg die Rolle von Kobern-Gondorf wegen seines damals schon international bekannten Gräberfeldes bekannt, konnten im Rahmen von Straßenarbeiten die Villa von Winningen oder aber auch das Gräberfeld von Müden entdeckt werden.
Heutige Bauvorhaben stellen in ihrer Größe eine logistische Mammutaufgabe für die Landesarchäologie dar. Oftmals dauern die Auswertungen solcher Großgrabungen Jahre, ehe sie veröffentlicht und für weitere (touristische) Projekte nutzbar gemacht werden können. Der Neuansiedlung großer Betriebe in Koblenz gehen monatelange Ausgrabungen der Ansiedlungsgebiete voraus. Bei den Ausgrabungen in Polch können Spuren menschlichen Lebens von der Steinzeit bis in die Römerzeit nachgewiesen werden. Die Entdeckung der Siedungsplätze von Neuwied-Gönnersdorf erfolgt bei den Ausschachtungsarbeiten für ein Neubaugebiet.
Die oftmals sehr frühe Besiedlung der noch immer bestehenden Ortschaften und Städte kann immer wieder bei den baubegleitenden Untersuchungen im Rahmen von Stadtsanierungen nachgewiesen werden. In Andernach, Münstermaifeld und Kaden sind diese Funde Grundlagen für ein neues kulturtouristisches Engagement der Gemeinden, die diese Funde in eigenen Museen oder anderen Ausstellungsformen der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Auch im Norden des Landes werden Bautätigkeiten die nächsten Jahre der Landesarchäologie bestimmen, aber auch der Schutz der beiden dort befindlichen und möglicher neuer UNESCO-Kulturerbestätten werden oberste Priorität haben.
Organisatorische Änderungen zeigen sich aber auch bei den Grabungsprojekten im Land. Die immer noch zu geringen Ressourcen der Landesarchäologie können zumindest bei einigen Projekten durch die Gewinnung von Kooperationspartnern geschont werden. Große Forschungsinstitute wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Römisch-Germanische Kommission (RGK), das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM), aber auch Universitäten oder die Kommunen vor Ort können als Kooperationspartner bei Ausgrabungen oder für deren Auswertungen gewonnen werden, so beispielsweise bei den Grabungen auf dem Martberg bei Pommern, dem Kastell in Neuwied-Niederbieber oder auch die Jagdstationen in Gönnersdorf.