Spannende Exponate aus dem Landesmuseum Mainz
Adelheidkreuz Reichenau
11. Jahrhundert, Gold, Silber, Edelsteine, Halbedelsteine, Gemmen, Skarabäen;
St. Paul im Lavanttal, Museum im Benediktinerstift St. Paul; Kopie: St. Blasien, Kolleg St. Blasien e.V. – Dauerleihgabe des Erzbischöflichen Ordinariats Freiburg
Unter den Pretiosen der österreichischen Benediktinerabtei St. Paul im Lavanttal nimmt das Adelheidkreuz eine herausragende Stellung ein. Neben seiner religiös-liturgischen Bedeutung kam ihm vermutlich ein wesentlicher politischer Status zu. 24 antike Gemmen, drei Skarabäen, 147 Edel- und Halbedelsteine schmücken die Oberfläche. Im Zentrum der Rückseite thront Christus als Pantokrator, umgeben von der Mandorla. An den quadratisch ausladenden Enden der Kreuzarme sind die Embleme der vier Evangelisten zu sehen (Adler = Johannes, Löwe = Markus, Engel = Matthäus, Stier = Lukas).
Reichskreuz König Rudolfs von Rheinfelden (sog. Adelheidkreuz),
Vorderseite: Ende 11. Jh., Rückseite: 1141-1170, Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal
Schreibzeug des Mainzer Kurfürsten Wolfgang von Dalberg von Hieronymus Hack, 1599
Ein alter, halbnackter Mann kniet vor einem Pult; mitten in einer lebhaften Unterhaltung gestikuliert er mit den Händen, doch wir sehen den Gesprächspartner nicht. Es scheint nicht der Löwe zu sein, der an der Seite sitzt und die linke Vordertatze zu ihm ausstreckt. Dann gibt es noch eine Art Brunnen – oder ein Taufbecken? Auf dem Pult liegen übrigens ein Totenschädel und ein Hut.
So wirkt diese Beschreibung, als ob es sich um ein surrealistisches Werk des 20. Jh.s handelt.
Etwas Entscheidendes fehlt heute: ein Kruzifix, das ursprünglich auf dem Pult befestigt war. Damit fügen sich all diese Dinge zu etwas Schlüssigem zusammen. Denn Christus – vertreten durch sein Abbild – ist der Gesprächspartner des asketischen Alten. Es handelt sich um den Hl. Hieronymus, der die hebräisch-griechische Bibel ins Lateinische übersetzt hat.
Als einer der vier großen Kirchenväter der katholischen Christenheit galt er als Vorbild vor allem für fromme gelehrte Herren.
Der große Napf enthielt einst ein Tintenfass. Eine kleine Schublade im Sockel birgt eine Streusandbüchse und bietet Platz für Federkiel und -messer.
Darf man das Objekt in die Hand nehmen bestätigt sich die Vermutung, dass ein solches Schreibzeug nicht ein Mönch oder der Gemeindepfarrer in seiner Studierstube stehen hatte.
Gravierte Inschriften in Latein verraten den Künstler und den Auftraggeber: Der kurfürstliche Zeug- und Büchsenmacher Hieronymus Hack, auch Glocken- und Geschützgießer und natürlich Goldschmied hat diese Bronzearbeit geschaffen. Er starb noch im selben Jahr. Wolfgang von Dalberg konnte sich immerhin noch zwei Jahre bis zu seinem Tod 1601 daran erfreuen.
Eisvergnügen auf dem Rhein vor Mainz, 1788/89
Johann Jakob Hoch, Mainz 1750 – 1829 Mainz – Eisvergnügen auf dem Rhein vor Mainz, 1788/89
Öl/Leinwand
GDKE/Landesmuseum Mainz, Inv. Nr. 291
Zahlreiche Spaziergänger, Schlittschuhläufer, Fuhrwerke, Pferdeschlitten, Kühe und Hunde – alles tummelt sich auf dem zugefrorenen Rhein. Wann immer der mächtige Fluss mit seiner starken Strömung komplett zufror, war das für alle eine Sensation. Aktuell wäre so ein ausgelassenes Treiben ohne Abstandsregeln absolut nicht denkbar. Und auch zugefroren ist der Rhein schon lange nicht mehr, das letzte Mal passierte dies im Winter 1962/63.
Für den Mainzer Miniatur- und Kabinettmaler Johann Jakob Hoch war das Spektakel natürlich ein attraktives Motiv. Er hält in seinem Wimmelbild den Blick vom Kasteler Ufer auf die Eisfläche fest. Im Hintergrund erkennt man im Abendlicht die Stadtsilhouette von Mainz.
Zinne vom Kaufhaus am Brand, Erzbischof von Mainz um 1320, Roter Mainsandstein
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde das Kaufhaus am Brand errichtet. Reisende Kaufleute mussten dort gemäß einer Mainzer Zollverordnung 3 Tage lang ihre Waren auslegen. König Ludwig der Bayer hatte im Jahr 1317 den Mainzer Bürgern das Recht erteilt, Gebühren für den Handel zu erheben. Das Kaufhaus war an der Frontseite mit einer Zinnenreihe geschmückt, die auf flachen Reliefs die Darstellungen der weltlichen und geistlichen Kurfürsten trugen. Ein Spaziergang am Rheinufer lohnt sich, um die Farbenpracht der Wappenschilde zu bestaunen.
Foto: Landesmuseum Mainz, Rudischer
Gerrit van Honthorst (1592-1656) "Das Konzert" um 1624, Öl/Leinwand
Honthorst arbeitete zehn Jahre in Rom. Dort beeindruckten ihn der schockierende Realismus und die Hell-Dunkel-Manier Caravaggios. Wieder in Holland, wurde er 1620 Mitglied der "Utrechter Caravaggisten". Über seine Gemälde trug er dazu bei, die Ideen des Italieners im Norden zu verbreiten. Im "Konzert" sind die Personen in starker Untersicht dargestellt – Honthorst wusste, dass das Bild über einem Kamin hängen würde und nahm daher das Kaminfeuer als Lichtquelle, von dessen Hitze die Wangen der drei Sängerinnen und der fröhlich schwebenden Putten gerötet sind. Dieser Realismus verschmolz Bild, Darstellung und Raum zur perfekten Illusion.
Foto: Landesmuseum Mainz, Rudischer