Geschichte der Erdgeschichte
Das jüngste Mitglied der Direktion Landesarchäologie befasst sich mit den ältesten Zeugnissen unserer Entwicklung.
Bereits die 1801 gegründete „Société des recherches utiles du département de la Saare à Trèves“, die heute noch als „Gesellschaft für nützliche Forschung zu Trier“ aktiv ist, befasst sich mit der Erdgeschichte. 1834 folgt die heute immer noch bestehende „Rheinische Naturforschende Gesellschaft zu Mainz“, deren Sammlungsbestände 1910 den Kern des Naturhistorischen Museums der Stadt Mainz bildet. Seit 1988 ist in diesem Haus auch die Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz angesiedelt.
1840 wird in Bad Dürkheim der „Naturwissenschaftliche Verein der bayerischen Pfalz POLLICHIA“ gegründet, 1851 folgt der „Naturwissenschaftliche Verein Coblenz“, 1856 der „Verein für Heimatkunde für Stadt und Kreis Bad Kreuznach“ mit explizit auch naturkundlicher Zielsetzung sowie 1863 der Naturhistorische Verein Zweibrücken. Die POLLICHIA und der Verein für Heimatkunde Bad Kreuznach bestehen heute noch und führten zur Gründung mehrerer Museen, darunter das Urweltmuseum GEOSKOP in Thallichtenberg bei Kusel.
Der Schutz der Zeugnisse der Zeit, in der der Mensch noch nicht den Planeten besiedelt, wird schon im preußischen Ausgrabungsgesetz von 1914 beschlossen, da auch „Grabungen nach Gegenständen, die für die Urgeschichte der Tier- und Pflanzenwelt von Bedeutung sind“ genehmigt werden müssen. Erst 1986 wird auch dieser Bereich im Denkmalschutzgesetz aufgenommen. Aber nicht nur die Fossilien, sondern auch „Zeugnisse der Erdgeschichte“, also rein geologische Objekte, können unter Schutz gestellt werden.
Seit 1989 sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Erdgeschichte immer wieder im ganzen Land aktiv. Schon vor der Einrichtung des Referates wurde 1987 in einem Kalksteinbruch in Berndorf die sogenannte „Knochenhöhle“ mit reichen Funden von Schnecken, Knochen von Amphibien, Kleinsäugern, Katzen, Pferden, Mardern, Bären, Hirschen und Rindern aus dem Pleistozän entdeckt. Und so werden beim Abbau von Gestein und Lehm immer wieder Funde gemacht, die dann, wie in Willwerath (Gem. Weinsheim), ein reiches Vorkommen von frühen Landpflanzen, Seeskorpionen, Fischresten und Muschelkrebsen aus dem Devon freilegen. In Ruppach-Goldhausen (Westerwald) werden erstmals feingeschichtete Sedimente eines pliozänen Kratersees in Deutschland festgestellt und in einer Notbergung im Jahr 2009 dann Insekten und Pflanzen des Tertiär dokumentiert.
Die Erdgeschichte unterstützt Gemeinden bei der Umsetzung kulturtouristischer Konzepte. Neben dem Stöffelpark wären hier der Neubau des Devonium Waxweiler, der Umbau und die Neuinszenierung des Infozentrums im Besucher-Schieferbergwerk Fell sowie die Neuinszenierung des Infozentrum in der Besucher-Eisenerzgrube Bindweide Steinebach/Sieg zu nennen. Die geborgene Strohner Lavaspaltenwand aus einem Schlackenvulkan am Wartgesberg wurde im Vulkanhaus Strohn wieder aufgebaut. Dazu kommen Konzeptionierung und Ausgestaltung etlicher Geo-Wanderwege.
Bauvorhaben bringen immer wieder neue Funde für die Erdgeschichte zu Tage. 2005 werden in Unkenbach-Callbach Fische, große Süßwasserhaie, Amphibien und große Blaubakterien-Kolonien aus dem Perm gefunden. Der Einsatz der Archäologie bedeutet nicht gleich einen Baustopp. Beim Straßenneubau in Pirmasens (2001 – 2004) werden baubegleitend Gliederfüßer, Pflanzen, Muscheln, Armfüßer, Seelilien sowie Fisch- und Reptilienreste geborgen. Mit den Funden kann man auch den Wandel des Ökosystems in dieser Region nachweisen, denn man stößt auch auf Hinweise von späterem Waldbewuchs im Mesozoikum. Die gefundene Holzkohle zeigt, dass dieser Wald in Brand gestanden hatte. In Kirchheimbolanden kann man bei Grabungen (2003 – 2006) nachweisen, dass diese Region im Oligozän eine Meeresküste war, da man die sehr seltene Kombination von küstennahen Landpflanzen und Schlick-bewohnenden Meerestieren vorfindet. Beim Bau einer Windenergieanlage in Obermoschel werden 2013 und 2014 vor allem Amphibien und Spurenfossilien aus dem Perm vor der Zerstörung gerettet, hierbei wird auch eine neue Branchiosaurier-Art (Leptorophus raischi) entdeckt.