Über die SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz
SchUM ist ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen hebräischen Städtenamen der drei Städte:
ש = SchPIRA = Speyer
ו = WARMAISA = Worms
ם = MAGENṢA = Mainz
Seit dem 10. Jahrhundert bildeten in den Städten Speyer, Worms und Mainz Jüdinnen und Juden Gemeinden, die zu den frühsten nachweisbaren in Mittel- und Osteuropa gehören. Bereits früh standen diese drei Gemeinden in engem kulturellem Austausch und formierten einen einzigartigen Verbund, der die Kultur, Religion und Rechtsprechung in der Diaspora prägte. In ganz Aschkenas sprach man von den Kehillot SchUM, den jüdischen Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz. SchUM wurde zum Synonym für die jüdischen Gemeinden am Rhein. Die Entfernung von den traditionellen Zentren der jüdischen Gelehrsamkeit und das Leben in einer christlichen Mehrheitsgesellschaft erforderte kreative Lösungen für neue Herausforderungen und förderten die Eigenständigkeit ihrer Entscheidungen in religiösen Belangen. Indem sie wesentliche Bestandteile von jüdischen kulturellen Traditionen aus Babylonien, dem Heiligen Land, dem westlichen Mittelmeerraum und dem Norden Frankreichs an ihre nordalpine Umwelt anpassten, schufen sie maßgeblich die spezifischen Grundlagen jüdischen Lebens nördlich der Alpen. Die jüdischen Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz waren Zentren, in denen die religiöse und geistige Tradition von Aschkenas geprägt wurde.
Gleichzeitig entstanden richtungsweisende Bauten und Anlagen, die die Gestaltung jüdischer Ritualbauten und die jüdische Bestattungskultur über mehrere Jahrhunderte beeinflussten. In der Architektur und Grabkultur galt es, die identitätsstiftenden Formen und Formeln zu erhalten und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Techniken kreativ weiterzuentwickeln. Aus dieser Zeit sind einzigartige Gemeindezentren, Monumente und Friedhöfe erhalten, die bis heute fassbare Zeugnisse der Wiege des mittel-, nord- und osteuropäischen Judentums – des aschkenasischen Judentums – sind. Es sind Stätten von außergewöhnlichem Wert.