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Wooge und Triften im Pfälzerwald. Pilotprojekt zur Erfassung der historischen Wasserwirtschaft

Der Pfälzerwald ist eines der größten geschlossenen Waldgebiete Deutschlands und ein überregional bedeutender Grundwasserspeicher. Er ist gemeinsam mit den Vosges du Nord UNESCO Biosphärenreservat, dessen jüngste Evaluation der UNESCO noch einmal bekräftigt, dass gerade die Wooge und Triftbäche wertvolle Lebensräume und „gesichtsgebende Elemente“ der Kulturlandschaft Pfälzerwald sind.
Elmstein (Kr. Bad Dürkheim), Alte Schmelzklause, Bachverlauf, an dieser Stelle mündet der Auslasskanal aus der Alten Schmelzklause in den Legelbach © GDKE, Landesdenkmalpflege (Bildautor: Kultur-Büro AHB, Ginsheim-Gustavsburg)
Elmstein (Kr. Bad Dürkheim), Alte Schmelzklause, Bachverlauf, an dieser Stelle mündet der Auslasskanal aus der Alten Schmelzklause in den Legelbach © GDKE, Landesdenkmalpflege (Bildautor: Kultur-Büro AHB, Ginsheim-Gustavsburg)
Elmstein (Kr. Bad Dürkheim), Alte Schmelzklause, Bachverlauf, Großer Legelbach, umgebaut 1857 als Klause im Nebenschluss © GDKE, Landesdenkmalpflege (Bildautor: Kultur-Büro AHB, Ginsheim-Gustavsburg)
Elmstein (Kr. Bad Dürkheim), Alte Schmelzklause, Bachverlauf, Großer Legelbach, umgebaut 1857 als Klause im Nebenschluss © GDKE, Landesdenkmalpflege (Bildautor: Kultur-Büro AHB, Ginsheim-Gustavsburg)
Frankenstein (Kr. Kaiserslautern), Biedenbacherwoog am Leinbach mit steinernem Wehr und Umleitungskanal © GDKE, Landesdenkmalpflege, G. P. Karn
Frankenstein (Kr. Kaiserslautern), Biedenbacherwoog am Leinbach mit steinernem Wehr und Umleitungskanal © GDKE, Landesdenkmalpflege, G. P. Karn
Esthal (Kr. Bad Dürkheim), Goldwoog am Breitenbach mit Auslass und „Riesel“ © GDKE, Landesdenkmalpflege, G. P. Karn
Esthal (Kr. Bad Dürkheim), Goldwoog am Breitenbach mit Auslass und „Riesel“ © GDKE, Landesdenkmalpflege, G. P. Karn

2014 wurde im Auftrag des Umweltministeriums Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt und dem Bezirksverband Pfalz (Träger des Biospährenreservates) das Projekt „Wooge und Triftgewässer“ ins Leben gerufen, das modellhafte Lösungen zum nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen, d. h. den Gewässern, entwickeln soll. Als die Landesdenkmalpflege in das Projekt einbezogen wurde, stellte sich schnell heraus, dass eine systematische Erfassung der Wooge und Triftanlagen unter kulturhistorischen und denkmalfachlichen Aspekten notwendig ist. Einst hatten die Anlagen den Zweck, durch Aufstauen der Nebenbäche ausreichend Wasser zu gewinnen, wie es für den Transport des im Wald gewonnenen Brennholzes auf dem Speyerbach in die Rheinebene notwendig war. Bei den zahlreichen wasserbaulichen Anlagen handelt es sich demnach um ein kulturhistorisches Ensemble von hoher, wenn nicht sogar überregionaler Bedeutung für die wirtschaftliche Nutzung des Waldes und des Wassers. Bislang wurden diese Anlagen jedoch nur punktuell und beispielhaft als Kulturdenkmäler eingestuft. Derzeit liegt die Erfassung der Triftbäche und zugehörigen wasserbaulichen Anlagen in unterschiedlicher inhaltlicher Vertiefung vor. Eine ausführlich bearbeitete Denkmaltopographie liegt bislang nur für den Kreis Bad Dürkheim vor. Ein 2018 von der Landesdenkmalpflege durchgeführtes Pilotprojekt hatte daher zum Ziel, anhand eines begrenzten Gebietes beispielhaft Methodik, Umfang und Aufwand einer Gesamterfassung der historisch relevanten baulichen Zeugnisse der Trift und Wassernutzung im Pfälzer Wald zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurde das Einzugsgebiet des Legelbaches einschließlich Speyerbach zwischen Mündung Legelbach und Gemarkungsgrenze Elmstein bearbeitet. Modellhaft wurden dabei die baulichen Zeugnisse der historischen Wasserwirtschaft im Pfälzerwald untersucht und erfasst. Dabei erwies sich, dass die im gesamten Bereich erhaltenen wasserbauliche Anlagen anschauliche Zeugnisse der Wirtschaftsgeschichte darstellen.

Das Triftwesen ist in der Pfalz bereits seit dem Mittelalter nachgewiesen, wobei die Gewässer multitfunktional genutzt wurden. Die erste Bachordnung einschließlich Regelungen zur Trift stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die erste Floßordnung wurde 1757 von Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz erlassen. Aufgrund der Vielzahl an kleineren Landbesitzern war damit jedoch noch kein systematischer Triftausbau verbunden.

Als nach dem Wiener Kongress die Pfalz 1816 an Bayern kam, wurden sofort Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaft und Infrastruktur ergriffen. Mit der ersten bayerischen Floßordnung von 1817 wurde die Trift staatlich dominiert. Ziel war es, die Transportmöglichkeiten von Holz aus dem Pfälzer Wald in die aufstrebenden Orte der Rheinebene zu verbessern und die Abhängigkeit des Staates von privaten Holzspekulanten zu beenden. Der systematische Ausbau der Triftanlagen erfolgte schließlich ab 1820 mit bayerischen Beamten. Dazu gehörten der Aufbau einer effektiven Forstverwaltung, die Schaffung von Triftämtern, die aufwändige Begradigung von Bächen und der Bau von neuen Woogen bzw. Klausen als Staubecken, um ausreichend Wasser für die Schwallflößerei vorzuhalten. Nach einem Höhepunkt des Ausbaus in 1840er Jahren waren bis um 1860 alle Arbeiten des Triftverbaus weitgehend abgeschlossen. Nach den Inventaren aus dem 19. Jahrhundert waren damals im Pfälzerwald 33 Fließgewässer auf 260 km ausgebaut. Schon um 1870 setzte jedoch der Rückgang des Triftbetriebes ein und um 1906 wurde er durch das bayerische Ministerium endgültig aufgehoben.

Die Trift in der Region des Pfälzerwaldes wurde vor allem als Schwallflößerei betrieben, bei der eine plötzliche, richtig dosierte Wasserzufuhr zum Transport des Holzes notwendig war. Zu den typischen Triftbauten aus bayerischer Zeit zählen u. a. Bollerplätze für das Eingeben des Holzes im Wald, kanalisierte Bäche, Stauweiher oder Wooge, Klausen, Wasserablässe zur Regulierung des Wasserstandes, Wasserstürze zum Gefälleausgleich. Hinzu kommen zahlreiche Wege und Brücken aber auch Anlagen zur Wiesenbewässerung.

Derzeit bearbeitet und konkretisiert die Landesdenkmalpflege als Denkmalfachbehörde inhaltlich und fachlich die Denkmalbegründung sowie den Schutzumfang der Wooge und Triftanlagen im Pfälzerwald. Dabei gilt es den Denkmalbestand neu zu bewerten und ausführlich historisch einzuordnen.

Dr. Alexandra Fink
Inventarisation

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