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Vom Traditionalismus zum Neuen Bauen

In Kaiserslautern wurde jüngst die ehemalige Feuerwacheneu in die Denkmalliste aufgenommen.
Kaiserslautern, ehem.  Feuerwache, Ansicht von Nordosten (Foto März 2021) © Dieter Krienke, GDKE, Landesdenkmalpflege
Kaiserslautern, ehem. Feuerwache, Ansicht von Nordosten (Foto März 2021) © Dieter Krienke, GDKE, Landesdenkmalpflege

Wie kein anderer Architekt prägte Hermann Hussong (1881–1960) mit seinen Bauten das Stadtbild von Kaiserslautern, wo er 1909–1933 im Stadtbauamt, zuletzt als dessen Leiter, überaus erfolgreich wirkte. Als Wegbereiter der Moderne in der Pfalz erlangte er in den 1920er Jahren mit seinen Siedlungskonzepten einen hohen Bekanntheitsgrad. Eine besonders qualitätvolle Architektur gelang Hussong mit der Baugruppe von Sanitätskolonne und Feuerwache zwischen Augusta- und Friedrichstraße („DRK-Gebäude“). Die turmbetonte Sanitätskolonne an der Augustastraße mit Rettungswache, Verwaltungs- und Wohngebäude von 1912 war noch in Heimatstilformen gestaltet. Diese ökonomische Raumlösung entwickelte Hussong 1926/27 für die Erweiterungsbauten samt Neubau der Feuerwache auch formal auf hohem Niveau weiter. Dabei hatte er sich mit dem eigenen, noch stark traditionsgebundenen Schaffen vor dem Ersten Weltkrieg auseinanderzusetzen. Im Ergebnis plante Hussong die Fassadenabwicklung nach der Friedrichstraße in den damals aktuellen Formen des Neuen Bauens und verknüpfte die beiden in ihrer Stilhaltung gegensätzlichen Baugruppen mittels einer städtebaulich markanten Ecklösung.

Mit den Erweiterungen entstand an der Augustastraße eine imposante Fassadenfront. Deren im Detail reduzierte Gliederungen setzen sich an dem allein gestalterisch motivierten scheibenförmigen Kopfbau in Ecklage zur Friedrichstraße fort, der wegen seiner Wohnnutzung durch das Personal der Feuerwache funktional zugehörig ist. Dieser Bauteil sticht in seiner sachlichen Grundhaltung von der übrigen Häuserabwicklung an der Augustastraße in bemerkenswerter Weise ab und verstellt diese durch seine Höhenentwicklung in der Ansicht von der Friedrichstraße. Der Kopfbau gliedert sich in drei Geschosse, das oberste hat quadratische Fensterformate. Als klassizierendes Motiv erscheinen gereihte Halbkreisfenster im Speichergeschoss unterhalb einer Attikazone. Südlich ist der aus der Bauflucht vorgerückte Schlauchtrockenturm in wirkungsvoller Staffelung angefügt. Dieser setzt sich durch seine dunkelbraune Klinkerverkleidung deutlich von dem weiß gestrichenen Wohntrakt ab, mit dem er eine eindrucksvolle Gruppe bildet. Fünf Geschosse sind durch Rechteckfenster definiert, während die Wandfläche darüber mit einem kleinen Halbkreisfenster ein Motiv des Kopfbaues aufnimmt. Entlang der Friedrichstraße schließt sich die langgestreckte Motorspritzenhalle mit fünf rechteckigen Toreinfahrten an. Die historische Funktionseinheit der auch stadtgeschichtlich bedeutsamen Feuerwache hat sich somit in seltener Vollständigkeit erhalten. Die Bauten der einstigen Sanitätskolonne hingegen wurden 2021 abgebrochen.

Dieter Krienke
Inventarisation

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