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Überraschungen beim Moselfachwerk. Reihenuntersuchung in Enkirch

Seit langem ist die Mosel für ihren Reichtum an prächtigen, oftmals sehr alten Fachwerkhäusern bekannt. Schaut man hinter die Fassaden, so erlebt man dennoch manche Überraschungen.
Enkirch, Fachwerkhaus Am Wochenmarkt © Achim Wendt und Dr. Matthias Preißler, Heidelberg
Enkirch, Fachwerkhaus Am Wochenmarkt © Achim Wendt und Dr. Matthias Preißler, Heidelberg
Enkirch, Schmidtburger Hof, Graphik mit Angabe der Bauphasen © Achim Wendt und Dr. Matthias Preißler, Heidelberg
Enkirch, Schmidtburger Hof, Graphik mit Angabe der Bauphasen © Achim Wendt und Dr. Matthias Preißler, Heidelberg

Dies zeigt eine Reihenuntersuchung in Enkirch (Kreis Bernkastel-Wittlich), die als Modellprojekt im Auftrag der Direktion Landesdenkmalpflege durchgeführt wurde. Das malerische Moseldorf beeindruckt durch zahlreiche Fachwerkbauten vor allem des 17. Jahrhunderts, für deren Erhaltung sich seit Jahren die Bürgerstiftung Fachwerkdorf Enkirch einsetzt. Ihr vor allem ist es zu verdanken, dass zahlreiche Eigentümer den Bauforschern ihre Häuser öffneten.

Der Saal im Alten Schulhaus war bis zum letzten Platz besetzt, als am 17. März die Ergebnisse vorgestellt wurden. Achim Wendt und Dr. Matthias Preißler vom Büro Bauforschung, Dokumentation und Konzeption in Heidelberg haben hier in den vergangenen Monaten 44 Bauten in Augenschein genommen und mit Hilfe der Dendrochronologie (Jahrringforschung) ihre bauliche Entwicklung aufgeschlüsselt. Nicht selten verlief diese weit komplexer, als es das äußere Erscheinungsbild erwarten ließ. Viele der Anwesen setzen sich aus mehreren ursprünglich kleinparzelligen Hausstellen zusammen, die sich um einen alten Kern scharen und erst später unter einem Dach vereinigt wurden. Besonders in den mehrteiligen Kellern ist die heterogene Entstehungsgeschichte bis heute ablesbar geblieben. Auffällig sind mehrere Phasen erhöhter Bauaktivität in Enkirch, etwa in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in der Zeit zwischen 1590 und 1620, nach 1675 sowie im 18. Jahrhundert. Die Gründe hierfür bedürfen noch der Erforschung, zumal sich spektakuläre Brände in dieser Zeit nicht nachweisen lassen.

Für Dr. Doris Fischer (Landesdenkmalpflege) übertreffen die Ergebnisse dieser erstmals für die Kulturdenkmäler einer ganzen Gemeinde durchgeführten Reihenuntersuchung die Erwartungen und machen mehr als 500 Jahre Hausgeschichte lebendig. Gerade angesichts der vielen durch Umbauten bedingten Substanzverluste im Inneren der Fachwerkbauten innerhalb der letzten Jahre und der zunehmenden Bedrohung durch Leerstand erscheint die Dokumentation der wertvollen Hauslandschaft an der Mosel mehr als dringlich. Über die Grundlagenforschung hinaus lassen sich die Erkenntnisse auch für die Planung von Instandsetzungsmaßnahmen nutzen und geben Hinweise auf besonders wertvolle oder gefährdete Bauteile. Insofern ist zu hoffen, dass die Untersuchung zum Vorbild auch für weitere Moselorte wird. Zu jedem der untersuchten Häuser erhalten die Eigentümer eine Zusammenfassung der Ergebnisse. Für die Öffentlichkeit ist eine Ausstellung sowie eine Publikation geplant.

Georg Peter Karn

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