Bereits im November 2019 wurde auf der Homepage der Landesdenkmalpflege über die prächtige, bauzeitliche Schaufensteranlage des repräsentativen, um 1905 errichteten Gebäudes in der Bahnhofstraße 4 in Kyllburg berichtet. Es handelt sich um überdachte und verglaste Eichenholz- und Metallkonstruktionen mit hochwertiger Innenmöblierung, seitlich sowie im Eingangsbereich sind gesonderte Vitrinen montiert. In die Anlage integriert sind zudem die Laden- und die Hauseingangstüre. Solchermaßen aufwendig konstruierte und gestaltete Schaufenster sind heute nur noch selten erhalten.
Insbesondere außenseitig wiesen die Konstruktionen aufgrund langjähriger Vernachlässigung extreme Schäden auf. Es lagen Holzfäule und Korrosion an Metallteilen vor, teils bis zur völligen Zerstörung. Undichtigkeiten und fehlende Verglasungen waren im Lauf der Zeit nur notdürftig repariert, teils mit Plastikfolien verklebt worden. Andererseits waren dem Schaufenster Umbauten und Modernisierungen der jüngeren Zeit weitgehend erspart geblieben.
Die von der Landesdenkmalpflege finanzierte und fachlich begleitete Untersuchung erfolgte im Wesentlichen maßnahmenorientiert. Konstruktionen und Oberflächen, Veränderungen und Schäden wurden erfasst und anhand systematischer Bauteilbezeichnungen detailliert dokumentiert. Zudem wurde auch die Objektgeschichte durch Archivrecherchen beleuchtet: Über mehrere Generationen bediente ein Familienunternehmen mit Fotografien, Uhren, Schmuck etc. hauptsächlich den touristischen Bedarf in der Blütezeit Kyllburgs als Luftkurort.
Die Restaurierung des Schaufensters wurde von der Landesdenkmalpflege bezuschusst und fachlich begleitet. Zur Bearbeitung in einer auf Holz- und Metallobjekte spezialisierten Restaurierungswerkstatt musste die Anlage komplett abgebaut werden. Nach Ausbau aller Gläser und Entschichtung der Oberflächen konnte genauer beurteilt werden, welche Teile aufgrund starker Zerstörung ersetzt werden mussten. Möglichst viel Originalsubstanz sollte gehalten werden. Wo erforderlich, wurden Profilleisten in abgelagertem Eichenholz nachgeschlagen und durch Anschiftungen mit dem gesunden Bestand verleimt. Stark korrodierte, nicht mehr tragfähige Bereiche der Vitrinen-Konstruktionen wurden herausgeschnitten und durch originalgetreue Metallprofile ergänzt. Zerstörte Gläser wurden entsprechend Originalbestand ersetzt, gerundete Gläser beispielsweise in einer Glasbiegerei rekonstruiert. Die neuen Oberflächenbeschichtungen erfolgten auf Grundlage zuvor durchgeführter Farbschichtuntersuchungen.
Mit dem restaurierten Schaufenster erhält Kyllburg einen markanten „Hingucker“ im Stadtbild und ein Zeugnis des vergangenen, hoffentlich bald wiedererwachenden, „sanften“, kultur- und naturorientierten Tourismus in der Region zurück.
Martin Hammer, Restaurierung