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Nachruf Herbert Jäckel 1923–2021

Am 1. Mai 2021 verstarb in Oberwesel Herbert Jäckel, Architekt und Baumeister, im Alter von 97 Jahren.
Herbert Jäckel 1923–2021 © Hubertus Jäckel, Oberwesel
Herbert Jäckel 1923–2021 © Hubertus Jäckel, Oberwesel

Herbert Jäckel war seit vielen Jahrzehnten mit einer Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Oberwesel treibende Kraft in der Pflege des historischen Erbes der Stadt. 1993 gründete er den Bauverein historische Stadt Oberwesel, dessen Erster Vorsitzender der damalige Bürgermeister Willy Wisskirchen wurde. Der Verein hatte sich die Erhaltung und Pflege der Baudenkmäler, insbesondere der historischen Stadtmauer, und deren touristische Erschließung zum Ziel gesetzt. Grundlage war eine Vereinbarung mit der Landesdenkmalpflege mit dem Titel „Drei Tage Oberwesel“, die durch Ratsbeschluss als Richtschnur künftigen Handelns übernommen wurde. Das war der Auftakt zu einem aus der Gesamtarbeit der Denkmalpflege im Land Rheinland-Pfalz herausragenden Restaurierungsunternehmen. Nach dem frühen Tod von Willy Wisskirchen übernahm Herbert Jäckel 2004 die Leitung des Vereins, dessen Tätigkeit er erfolgreich fortführte und dessen Mitgliederzahl auch durch seinen persönlichen Einsatz auf nahezu 400 wuchs. 2013 gab er den Vereinsvorsitz aus gesundheitlichen Gründen ab, blieb aber als Ehrenvorsitzender weiter aktiv. Sein wichtigster Beitrag war aber über die ganze Zeit die kundige Leitung schwieriger Bauarbeiten an der Stadtmauer. Ohne Übertreibung lässt sich sagen, dass ohne sein über Jahrzehnte gleichgebliebenes Engagement das Projekt nicht hätte zu dem Erfolg geführt werden können, der heute allgemein bewundert wird.

Besonders hervorzuheben ist sein stupendes praktisches Fachwissen in allen Bereichen des Baugewerbes, weshalb er auch Prüfer bei der Handwerkskammer Rheinland-Pfalz war. Er wusste ebenso über die richtige Sandmischung für Mörtel, die besten Steinbrüche oder Kalkvarianten Bescheid wie auch über die neuesten Fundamentierungstechniken. Er konnte Handwerkern die kompliziertesten Holzverbindungen einer Wandverkleidung ebenso erläutern wie die Herstellung eines Bronzereliefs, jedes Detail war sofort mühelos in rasch hingeworfener Skizze dargestellt oder materialspezifisch erläutert - ein Universalwissen, wie es heute kaum mehr zu finden ist, unersetzlich im Umgang mit der Bausubstanz von Denkmälern. Fast selbstverständlich erscheint es daher, dass er noch bis vor wenigen Jahren selbst an der Staffelei gestanden hat.

Als Ergebnis birgt sein Nachlass eine Fülle von Bauzeichnungen, die nicht nur perfekt ihren technischen Zweck erfüllten, sondern auch durch ihre Anschaulichkeit und ästhetischen Reiz stets zur Vermittlung des Vorgehens und der Bedeutung der einzelnen Maßnahmen an die Denkmalpfleger und Entscheidungsträger erheblich beigetragen haben. Ihre Publikation, zumindest in signifikanten Beispielen, ist in hohem Maße wünschenswert.

Bei alledem ist die speziell auf diese denkmalpflegerischen Maßnahmen gerichtete Aktivität nur ein Teil seines dem Wohl der Stadt Oberwesel und des Rheintals dienenden Wirkens, für das er 2011 mit dem Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz und 2017 dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde.

Wolfgang Brönner                                      

Günther Stanzl

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