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Nachqualifizierung der Denkmalzonen in Oberwesel, St. Goar und St. Goarshausen abgeschlossen

Im Rahmen der Projekte zur systematischen Nachqualifizierung der Denkmalzonen in Rheinland-Pfalz und in der Welterbestätte Oberes Mittelrheintal konnte die Untersuchung von drei historischen Ortskernen abgeschlossen werden.
Oberwesel, Kirchgasse mit Blick auf die Schönburg
St. Goarshausen
St. Goar, ev. Stiftskirche mit Marktplatz

Die drei Städte Oberwesel, St. Goar und St. Goarshausen liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt inmitten des Oberen Mittelrheintals auf schmalen Uferabschnitten zwischen dem Rhein und den dicht bewaldeten Steilhängen von Hunsrück und Taunus. Hoch über ihnen thronen in Sporn- und Gipfellage malerisch die Schönburg, Burg Rheinfels und Burg Katz. Ihr historischer Ortskern reicht in seinen Strukturen bis weit in das Mittelalter zurück und ist als Denkmalzone geschützt. Noch heute zeichnen die historischen Bauten, die Straßenzüge und Baudetails ein lebendiges Bild jahrhundertealter Siedlungs- und Baugeschichte. Sie waren umgeben von einer Stadtbefestigung mit schützenden Mauern, Wehrtürmen und Toren, die sich in Teilen erhalten haben und bis heute die Rheinansicht der Städte prägen. Nicht zuletzt waren sie Bestandteil zahlreicher Mythen und Lieder und galten seit dem 19. Jahrhundert als bedeutendstes Motiv der Rheinromantik, das in allen Kunstgattungen seinen Ausdruck fand.

Die Denkmalzone „historischer Stadtkern Oberwesel“ gehört zu den in Deutschland besterhaltenen mittelalterlichen Befestigungsanlagen am Rhein und zeugt von den einstigen territorialgeschichtlichen und machtpolitischen Verhältnissen im Oberen Mittelrheintal. Oberwesel wuchs aus zuvor unabhängig voneinander bestehenden Siedlungskernen zusammen, die zwischen dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts schließlich durch eine Stadtbefestigung zusammengeführt wurden. 16 (von ehemals 21) Wehrtürme ragen, ebenso wie die Türme der Stiftskirchen Liebfrauen und St. Martin, hoch über der Ortsbebauung auf und prägen als weithin sichtbare Landmarken die Rheinansicht Oberwesels. Die historische Ortstruktur ist heute noch anhand des Ortsgrundrisses mit planmäßig angelegtem Parallelstraßensystem mit Quergassen, der Stadtbefestigung und den Sakralbauten ablesbar. Geprägt wird die Ortsbebauung von Gebäuden aus der Zeit zwischen dem späten 15. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Denkmalzone „Kernstadt St. Goar“ hat ihren Ursprung als Wallfahrtsstätte zur Verehrung des Heiligen Goar, der sich im 6. Jahrhundert am Ort des heutigen Marktplatzes niederließ. Die dort entstandene Stiftskirche bildete den Siedlungskern und zugleich das Zentrum der Stadt. Von ihr ausgehend entwickelte sich die weitere Ortsbebauung. Diese ist im Wesentlichen von Wohnbauten des Hotel- und Gaststättengewerbes des 18./19. Jahrhunderts geprägt, welche im Zusammenhang mit dem Fern- und Fremdenverkehr entstanden. Städtebaulich dominieren sie mit ihrer aufwendigen klassizistischen Fassadengestaltung bis heute die Stadtansicht zum Rhein hin und prägen das Bild vom romantischen Rhein mit seinen Ruinen, thronenden Burgen und der von Weinbau geprägten Kulturlandschaft.

In engem historischem Zusammenhang mit St. Goar steht die Entwicklung des Siedlungskerns der gegenüberliegenden Stadt St. Goarshausen. Mit dem Erwerb der linksrheinisch gelegenen Stadt weiteten die Grafen von Katzenelnbogen ab 1284 sukzessive ihre lokale Machtposition aus. Wenngleich sich im „Ortskern St. Goarshausen“ heute nur noch Reste der ehem. Stadtbefestigung und zwei Türme erhalten haben, so zeugen sie dennoch von der einstmaligen Bedeutung der Stadt als Bestandteil des sog. Rheinriegels. Einem flussüberreifenden Verteidigungssystem, welches der Sicherung und Kontrolle der Zollfeste St. Goars diente. Das Ortsbild St. Goarshausens ist von einem auffallend schmalen Straßenraum gekennzeichnet und zeigt einen Baubestand des 16. bis 19. Jahrhunderts. Dieser ist in seiner städtebaulichen Ordnung bis heute ablesbar und dokumentiert durch seine ab dem 19. Jahrhundert repräsentativ umgestaltete Rheinfront den mit der Industrialisierung und dem aufkommenden Fern- und Fremdenverkehr verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Eng verwoben mit dem nahegelegenen markanten Schieferfelsen der Loreley gilt St. Goarshausen als Inbegriff der Rheinromantik, die um 1900 am Mittelrhein ihren Höhepunkt fand.

Die hier auszugsweise beschriebenen Denkmalzonen wurden im Zuge der Projektarbeiten ausführlich dokumentiert, analysiert und zusammenfassend denkmalfachlich bewertet. Die Untersuchungsergebnisse dienen als wissenschaftliche Grundlage für die denkmalpflegerische Beurteilung möglicher Baumaßnahmen und baulicher Veränderungen. Auch Eigentümer der Gebäude innerhalb der Denkmalzonen können die Projektergebnisse, die online auf der Homepage der GDKE unter der Rubrik "Denkmalzonen" einsehbar sind, bei der Vorbereitung und Planung baulicher Maßnahmen zu Rate ziehen. Ein sachgerechter Umgang mit der historischen Substanz wird somit erleichtert und eine denkmalgerechte städtebauliche Entwicklung der Gemeinde gefördert.

Die Ergebnisse der Projekte „Systematische Nachqualifizierung der Denkmalzonen in Rheinland-Pfalz“ und „Nachqualifizierung der Denkmalzonen und der Denkmalliste in der Welterbestätte Oberes Mittelrheintal“ sind in das Konzept der „Erfassung von Welterbe-Attributen und Denkmalwerten im Oberen Mittelrheintal“ (EWD) eingebunden und wurden im Auftrag des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal und in enger Abstimmung mit dem Sekretariat für das Welterbe in Rheinland-Pfalz und der Landesdenkmalpflege im Welterbe Oberes Mittelrheintal erstellt. Zudem können sie im Portal "Kuladig", dem digitalen „Informationssystem über die historische Kulturlandschaft und das landschaftliche Kulturelle Erbe“ in Deutschland, eingesehen werden.

Laura Grallert, Ellen Hofmann, Lucy Liebe und Kent Michaelis

 

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