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Landeskonservatorin Dr.-Ing. Roswitha Kaiser ist in den Ruhestand getreten

Mit dem Ende des Monats Juni ist Landeskonservatorin Dr.-Ing. Roswitha Kaiser in den Ruhestand getreten. Acht Jahre lang stand sie als Direktorin der Landesdenkmalpflege in der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz vor.
Dr.-Ing Rowitha Kaiser © Karola Sperber, GDKE, Landesdenkmalpflege
Dr.-Ing Rowitha Kaiser © Karola Sperber, GDKE, Landesdenkmalpflege
Dr.-Ing. Roswitha Kaiser im Kreis der Belegschaft der Landesdenkmalpflege © Christophe Coulot, GDKE, Landesdenkmalpflege
Dr.-Ing. Roswitha Kaiser im Kreis der Belegschaft der Landesdenkmalpflege © Christophe Coulot, GDKE, Landesdenkmalpflege

Nach dem Architekturstudium in Aachen und dem Diplom bei Gottfried Böhm 1983 sowie der Promotion an der Gesamthochschule Kassel 1988 gelangte sie über Stationen als freie Architektin und als Mitarbeiterin im Forschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ des Bundesbauministeriums 1996 in die Denkmalpflege beim westfälischen Landesamt (LWL). Vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, wo sie 2011 die Leitung der Bau- und Kunstdenkmalpflege übernahm, wechselte sie schließlich 2015 auf die andere Rheinseite nach Rheinland-Pfalz.

Hier galt es, die Denkmalfachbehörde weiterzuentwickeln und im Zusammenspiel mit den anderen Direktionen der GDKE zu organisieren. Zu den einschneidenden Ereignissen ihrer Amtszeit gehört die verheerende Flutkatastrophe an der Ahr 2021, bei der auch viele Kulturdenkmäler zu Schaden kamen. Einen Höhepunkt stellte hingegen die Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in Trier dar, die anlässlich des Europäischen Kulturerbejahres 2018 unter dem Titel „Erinnerung und Aufbruch“ die Entwicklung der Denkmalpflege seit dem Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 resümierte und mit dem „Trierer Manifest“ auf die Bedeutung des kulturellen Erbes als verbindendes Element innerhalb des geeinten Europa hinwies.

Entsprechend ihrer beruflichen Ausbildung als Architektin lagen die Schwerpunkte ihres Interesses vor allem auf bautechnischen Fragen. Neben der Mitarbeit in der AG Bautechnik der VDL, zeitweise als deren Sprecherin, amtierte Roswitha Kaiser seit 2016 als Vorsitzende im Vorstand des von den Denkmalfachbehörden mehrerer Bundesländer getragenen Instituts für Steinkonservierung e. V. (IFS). Schon sehr frühzeitig beschäftigte sie sich intensiv mit den Möglichkeiten und Grenzen der energetischen Ertüchtigung von Baudenkmälern und hat sich in den laufenden Diskussionen durch zahlreiche Publikationen und die Mitwirkung in verschiedenen Fachgremien eingebracht, u. a. innerhalb der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern sowie im Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz. Ihre Kenntnisse gab sie im Rahmen eines Lehrauftrags „Energetische Sanierung“ an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden auch im Bereich der Ausbildung weiter.

Ein besonderes Anliegen war ihr der Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Kulturdenkmäler, die Thema einer im März 2023 zusammen mit dem IFS veranstalteten und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Fachtagung zu setzungsbedingten Bauwerksschäden am Beispiel der Wormser Synagoge war. 

Roswitha Kaisers persönliche Leidenschaft gilt der jüngeren Architektur der Nachkriegszeit, für deren Erhaltung und denkmalgerechte Instandsetzung sie sich immer wieder einsetzte, sei es der Komplex der ehem. Nähmaschinenfabrik Pfaff in Kaiserslautern oder das innovative, zur Universität Kaiserslautern gehörende Energiesparende Studentenwohnheim Architektur (ESA) von 1981/1987. Dass sich Denkmalpflege, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit miteinander verbinden lassen, zeigte 2021 eine von ihr mitinitiierte und publizierte Tagung zur Nibelungenbrücke in Worms auf, die die technischen Möglichkeiten einer substanz- und ressourcenschonenden Sanierung des Pionierbaus der Betonkonstruktion aus den 1950er-Jahren auslotete.

Jenseits ihrer fachlichen Expertise wird Roswitha Kaiser auch aufgrund ihrer empathisch-zugewandten Art und ihres westfälisch geprägten, herzlich-direkten Umgangs weit über den engeren Kollegenkreis hinaus geschätzt.

Befreit von den Bürden des Amtes findet sie mit dem Eintritt in den Ruhestand nun endlich mehr Zeit für ihre Familie, doch wird gewiss auch weiterhin ihr persönliches Engagement den Kulturdenkmälern des Landes gelten.

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