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Kunst in der „Kanzlersauna“

Aufwendige Wandgestaltungen aus Naturstein mit intarsierten Mosaiken gehören zur Ausstattung des ehemaligen Hallenbads Nord in Ludwigshafen, einem der eindrucksvollsten Schwimmbadbauten der Nachkriegsmoderne von Rheinland-Pfalz.
Ludwigshafen, Hallenbad Nord, Mosaik mit den Elementen Wasser und Luft © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Ludwigshafen, Hallenbad Nord, Mosaik mit den Elementen Wasser und Luft © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Ludwigshafen, Hallenbad Nord, Saunabereich, Moasik mit den Elementen Feuer und Erde © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Ludwigshafen, Hallenbad Nord, Saunabereich, Moasik mit den Elementen Feuer und Erde © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Detailaufnahme aus der Darstellung des Elementes "Wasser" © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Detailaufnahme aus der Darstellung des Elementes "Wasser" © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Detailaufnahme eines Fisches aud der Darstellung des Elementes "Wasser" © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Detailaufnahme eines Fisches aud der Darstellung des Elementes "Wasser" © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege

Die Wandbilder mit der Darstellung der vierElemente Wasser, Luft, Feuer und Erde in der Abteilung Hydrotherapie wurden 1956 von Rolf Müller-Landau geschaffen. Müller-Landau (1903–1956) gilt als einer der bedeutendsten Künstler nach 1945 im Südwesten Deutschlands und war zudem Mitbegründer der Künstlergruppe Pfälzer Sezession. Eigens für die Sauna in Ludwigshafen entwarf er die Motive, die die Bayerische Hofkunstanstalt als Mosaiken realisierte. Da der ehem. Bundeskanzler Helmut Kohl als gebürtiger Ludwigshafener die Sauna des Hallenbades regelmäßig und gerne nutzte, wird sie im Volksmund auch „die Kanzlersauna“ genannt.  

Insgesamt ist das Schwimmbad, das von dem Architekten Prof. Heinrich Schmitt als Vierflügelanlage mit begrüntem Innenhof konzipiert wurde, ein echter „Hochkaräter. Die leichte, großzügige und lichtdurchflutete Anlage besticht durch ihre bis ins kleinste Detail sowohl funktional als auch in ästhetischer Hinsicht wohldurchdachte Organisation und Gestaltung. Außer der Schwimmhalle wurden alle anderen Gebäudeteile als Stahlbetonkonstruktion mit Rippendecken ausgeführt. Die Auswahl der zur Anwendung gekommenen Materialien – Glas, Stahl, Klinkersteine, Naturstein und Fliesen – als auch das Farb- und Lichtkonzept des Baus bewirken ein schlichtes aber elegantes Erscheinungsbild und erzeugen den Eindruck zeitloser Modernität.

2001 musste das Bad jedoch aufgrund von gestiegenen Hygieneanforderungen und veralteter Technik schließen und stand schließlich über ein Jahrzehnt leer. Erst im Jahre 2015 fand sich ein neues Nutzungskonzept für das große Becken der Schwimmhalle. Seither dient es als Löschwasserreservoir für das nahe gelegene Müllheizkraftwerk. Die verbleibenden Gebäudeflügel wurden später durch die Technischen Werke Ludwigshafen erworben, die bereits einen Großteil der Flächen erfolgreich als Existenzgründerzentrum nutzen. Das seit 2009 unter Denkmalschutz stehende Bauwerk wurde im Zuge der Umsetzung des neuen Nutzungskonzeptes sukzessive saniert. Als letzter Bauabschnitt ist derzeit der ehemalige Saunaflügel in Arbeit, der auch die Konservierung der Mosaikwandbilder einschließen soll. Die Natursteinplatten aus gräulich-grünem Fossilkalkstein sowie die farbig intarsierten Mosaikmotive entwickelten durch den jahrzehntelangen Einfluss chlorhaltiger Luft, durch Spritzwasser und Reinigungsmittel mikro-raue Oberflächen. Insbesondere im unteren Drittel der Wandbilder zeigen sich deutliche Kalkkrusten oder Grauschleier. Vereinzelt ist es im Stein-, aber auch im Mörtel der Mosaiksteine zu Rissen und Brüchen gekommen. Infolge der Korrosion der Aufhängungsdorne sind Ausbrüche und gravierendere Schäden im inhomogenen Gestein der Natursteinplatten zu verzeichnen und vereinzelt fehlen innerhalb der Bildmotive Glasmosaiksteine. Die Konservierungsmaßnahme befindet sich aktuell in der Planungsphase und soll möglichst zeitnah erfolgen.

Es bleibt zu hoffen, dass diese künstlerisch sehr qualitätvolle Wanddekoration in der typischen, leicht abstrahierten Formensprache der 50er Jahre, die ursprünglich als Kunst im öffentlichen Raum für eine breite Öffentlichkeit gedacht war, nach den Restaurierungsarbeiten wieder für interessierte Bürger zugänglich sein wird.

Claudia Gerner-Beuerle
Restaurierung

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