| Bericht

Jüdischer Denkmalfriedhof Mainz – messtechnische Erfassung, Dokumentation, Monitoring

In Kooperation mit der GDKE befassten sich 2018 die Studierenden Victoria Aschnin, Laura Raddatz und Friedemann Richter von der Hochschule Mainz mit der messtechnischen Erfassung, Dokumentation und Monitoring des jüdischen Denkmalfriedhofs in Mainz.
Teilbereich des jüdischen Denkmalfriedhofs in Mainz © Victoria Aschnin, Laura Raddatz und Friedemann Richter
Teilbereich des jüdischen Denkmalfriedhofs in Mainz © Victoria Aschnin, Laura Raddatz und Friedemann Richter
Historische Grabsteine © GDKE, Landesdenkmalpflege, G. P. Karn
Historische Grabsteine © GDKE, Landesdenkmalpflege, G. P. Karn
Passpunktbestimmung über GNSS © Victoria Aschnin, Laura Raddatz und Friedemann Richter
Passpunktbestimmung über GNSS © Victoria Aschnin, Laura Raddatz und Friedemann Richter

Den Studierenden bot sich ein sehr vielschichtiges Aufgabenspektrum mit interdisziplinärem Zusammenhang, das nur in einer Kollektivarbeit bewerkstelligt werden konnte. Die Arbeit umfasste sowohl Messungen am Objekt als auch deren umfangreiche Auswertungen anhand diverser Analyseverfahren. Da der Denkmalfriedhof in naher Zukunft Teil des UNESCO-Weltkulturerbe-Antrags SchUM-Stätten werden soll, musste der aktuelle Bestand dokumentiert und ein Monitoringkonzept entwickelt werden. Folglich wurde der gesamte Denkmalfriedhof, der mit seinen mittelalterlichen Grabsteinen einen Teil des Friedhofs am Judensand bildet, mit GNSS und 3D-Laserscanning flächenhaft und georeferenziert erfasst. Im Abgleich mit Datenbeständen aus dem Jahr 2010/2011 konnten geometrische Änderungen der Grabsteine und des gesamten Geländereliefs festgestellt werden.

Im Rahmen vorheriger Untersuchungen waren unterschiedliche Nummerierungssysteme für die Grabsteine entstanden, die deren eindeutige Identifizierung erschwerten, sodass eine Neuinventarisation inklusive Fotodokumentation notwendig wurde. Daraus entstand schließlich ein Grabsteinkatalog, in welchem die neu gewonnenen Daten mit den Angaben aus früheren Dokumentationen sowie der Epidat, der Datenbank für jüdische Grabsteinepigrafik des Steinheim-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte, verknüpft wurden.

Neben der Gesamtaufnahme des Friedhofs wurden auch einzeln ausgewählte Grabsteine mit einem Streifenlichtprojektionsscanner aufgenommen, um die Grabsteinoberflächen hochpräzise zu erfassen. Die dadurch gewonnenen Daten können nun für ein zukünftiges Oberflächen-Monitoring als Nullmessung dienen. Gleichzeitig konnten auf dieser Grundlage die Grabsteininschriften mit dem Programm GigaMesh untersucht werden, welches eine Detektion von Schriftzeichen anhand 3D-Modellen ermöglicht. Begleitend hierzu fand eine Fotodokumentation derselben Grabsteine aus verschiedenen Perspektiven statt, um schließlich 3D-Modelle über das SfM-Verfahren (Structure from Motion) zu modellieren. Die beiden unterschiedlichen Verfahrensweisen wurden letztlich hinsichtlich verschiedener Faktoren (Arbeitsaufwand, Materialkosten, Ergebnisse) miteinander verglichen und bewertet. 

Die UNESCO fordert für ein Welterbe ein regelmäßiges Monitoring. Innerhalb der Masterarbeit ist ein Vorschlag entwickelt worden, wie eine Überwachung des Denkmalfriedhofes in Teilbereichen angegangen werden könnte. Dazu gehören mehrere Epochenmessungen, bei denen räumliche Veränderungen der Grabsteine und ihrer Form untersucht werden sowie das gesamte Gelände des Friedhofs auf Bodenbewegungen geprüft wird.

Laura Raddatz

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