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Erste Hilfe nach der Flutkatastrophe

Dank des beherzten Einsatzes ehrenamtlicher Helfer, konnte die Kohlensäuregas-Verflüssigungsanlage St. Joseph von 1919 in Bad Bodendorf gerettet werden.
Bad Bodendorf, Kohlensäuregas-Verflüssigungsanlage St. Joseph, Gesamtansicht © Achim Sonnenberg
Bad Bodendorf, Kohlensäuregas-Verflüssigungsanlage St. Joseph, Gesamtansicht © Achim Sonnenberg
Schlamm und Schlickablagerungen auf den Maschinen © Achim Sonnenberg
Schlamm und Schlickablagerungen auf den Maschinen © Achim Sonnenberg
Nach der ersten Reinigung © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Nach der ersten Reinigung © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Herr Mandrys beim Arbeitseinsatz vor Ort © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Herr Mandrys beim Arbeitseinsatz vor Ort © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege

Das einzigartige Technikdenkmal ist in seiner Gesamtheit – vom Brunnenschacht, über den Abscheidetank und den Tröpfchenabscheider bis hin zu den durch Transmissionsriemen betriebenen Kompressoren und Pumpen mit elektrischem Antriebsaggregat – weitgehend erhalten. Über Jahrzehnte wurde es im Technikmuseum durch die ehrenamtliche Arbeit des Heimat- und Bürgervereins Bad Bodendorf e. V. gepflegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das privat geführte Museum vermittelte interessierten Besuchern die technischen Abläufe sowie das Verfahren zur Kohlensäuregewinnung. Neben Einblicken in die rein technischen, von Ingenieurwissenschaft und Maschinenbautechnik bestimmten Abläufe wurden ebenso soziokulturelle Aspekte aus der Zeit der beginnenden Industrialisierung beleuchtet sowie die Herstellung von Lebensmitteln mit direktem regionalem Bezug vorgestellt.

In Folge der Flutkatastrophe stand auch das historische Gebäude samt den technischen Anlagen über 170 cm unter Wasser. Nach dem Rückgang der Wassermassen blieben, wie vielerorts, Schlamm und Schlick zurück, die die Anlagen und Apparaturen mehrere Millimeter dick bedeckten und teilweise auch fest anhafteten. Zudem war das Wasser in alle Fugen der Maschinen eingedrungen, auch in die von außen unzugänglichen Bereichen. Entsprechend hatte sich dort, z. B. in den Lagern, Korrosion gebildet. Durch feinste Sandablagerungen kam es zu weiteren Schädigungen. Um die historische Substanz zu bewahren, bestand akuter Handlungsbedarf.

In einem ersten Arbeitseinsatz konnten die Schlamm- und Schlickkrusten sowie der in das Gebäude getriebene Unrat durch den engagierten Einsatz zweier Vereinsmitglieder des Heimat- und Bürgervereins Bad Bodendorf e. V., Achim Sonnenberg und Josef Gross, entfernt werden.

Mit Hilfe von Heißluftgebläsen wurden danach das Gebäude sowie die eingebauten Anlagen und Apparaturen weitgehend getrocknet. Unmittelbar zeigten sich dann aber die zum Teil massiven Auswirkungen des Wassereintrags, der insbesondere die Metallteile betraf. Auf den aus Eisenwerkstoff gefertigten, unbeschichteten Bauteilen hatte sich umgehend eine Korrosionsschicht gebildet, die nun nach über hundert Jahren den Erhalt des technischen Kulturguts zu gefährden drohte.

Glücklicherweise konnte kurzfristig der freischaffend tätige Restaurator für technisches Kulturgut Philip Mandrys aus Karlsruhean die vor Ort tätigen Akteure des Vereins vermittelt werden. Er hatte sich bereits direkt nach der Flut bei den Kollegen und Kolleginnen der Landesdenkmalpflege gemeldet und seine ehrenamtliche Hilfe und Unterstützung im Ahrtal angeboten. In enger Abstimmung mit der Direktion Landesdenkmalpflege erfolgte die Konzeptionierung der konservatorischen Erhaltungsmaßnahmen durch den Restaurator. Hierbei wurde der Ansatz verfolgt, die konservatorischen Maßnahmen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und in direkter Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Bürgerverein Bad Bodendorf e. V. auszuführen.

Anfang November 2021 konnte dann bereits die Durchführung der ersten konservatorischen Maßnahmen erfolgen. Unterstützt durch die Firma AeDis AG für Planung, Restaurierung und Denkmalpflege (Ebersbach-Roßwälden) wurde die Teilreinigung der historischen Anlagen mittels Trockeneisstrahlverfahren durchgeführt. Diese Reinigungsmethode ermöglichte eine effektive, schonende und weitgehend vollständige Abnahme der noch anhaftenden Schlamm- und Schlickschichten. Allerdings mussten in einem weiteren Schritt noch verbliebene Korrosionsprodukte händisch mittels Metallbürsten, Metallwolle und feinen Vliesen entfernt werden, bevor dann die Konservierung der Metalloberflächen durch einen mehrschichtigen Auftrag von mikrokristallinem Wachs abgeschlossen wurde.

Nun gilt es, die begonnenen Maßnahmen an allen Teilen der Anlage fortzuführen. Dies beinhaltet die Teildemontage von der Anlage, damit auch unzugängliche Bereiche wie bspw. Lager etc. gereinigt und konserviert werden können. Der Restaurator hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, die Vereinsmitglieder weiterhin vor Ort zu beraten und zu unterstützen. Zwischenzeitlich wurde auch eine statische Untersuchung des gesamten Betriebsgebäudes als sinnvoll erachtet, welches – ebenfalls ehrenamtlich – das Statikbüro Schwab-Lemke aus Köln erstellen wird.

Ohne die Hilfsbereitschaft und die Tatkraft der Ehrenamtlichen wäre der Erhalt des Technikdenkmals stark gefährdet. Ihnen gilt herzlicher Dank für den Einsatz und das Engagement, die Hoffnung machen, dass es in naher Zukunft gelingen wird, das einzigartige Kulturdenkmal zu erhalten und wieder einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Claudia Gerner-Beuerle
Restaurierung

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