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Eröffnung der Lindenallee im Schlossgarten Kirchheimbolanden

Im August 2022 war es endlich soweit: Im Rahmen der Kulturnacht Kirchheimbolanden wurde die Lindenallee im Schlossgarten offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Damit fand der erste größere Bauabschnitt für die Revitalisierung des terrassierten Lustgartens seinen Abschluss.
Lange Bahn mit Lindenallee, Balusterbrüstung und Terrassenmauer, am Abschluss die prot. Paulskirche © Maria Wenzel, GDKE, Landesdenkmalpflege
Lange Bahn mit Lindenallee, Balusterbrüstung und Terrassenmauer, am Abschluss die prot. Paulskirche © Maria Wenzel, GDKE, Landesdenkmalpflege
Lindenallee mit neu gepflanzten Linden, Sitzbänken und Balustergeländer © Georg Peter Karn, GDKE, Landesdenkmalpflege
Lindenallee mit neu gepflanzten Linden, Sitzbänken und Balustergeländer © Georg Peter Karn, GDKE, Landesdenkmalpflege
Kirchheimbolanden, Schlossgarten, rekonstruiertes Geländer der unteren Terrasse im Lustgarten © Georg Peter Karn, GDKE, Landesdenkmalpflege
Kirchheimbolanden, Schlossgarten, rekonstruiertes Geländer der unteren Terrasse im Lustgarten © Georg Peter Karn, GDKE, Landesdenkmalpflege

Dieser Gartenbereich unmittelbar hinter dem ehemaligen Schloss war Teil einer wesentlich größeren Anlage, die im Wesentlichen zwischen 1746 und 1754 in geometrischen Formen u. a. von dem nassauischen Hof- und Lustgärtner Ludwig Wilhelm Koellner angelegt worden war. Trotz vieler späterer Veränderungen und Überformungen hatte sich bei Untersuchungen gezeigt, dass von diesem Gartenteil entgegen aller Erwartungen noch so große bauliche Reste erhalten geblieben waren, dass eine wiederherstellende Revitalisierung möglich erschien. Die anstelle des großen Barockgartens im 19. Jahrhundert unter den Gebr. Siesmayer im landschaftlichen Stil angelegte Fläche östlich des Schlosses bleibt davon unberührt. Vielmehr werden beide Teile durch die neu gestaltete Lindenallee aufs Neue miteinander verbunden, denn es handelt sich bei dieser um eine der ehemaligen Hauptachsen aus der Zeit des barocken, aber auch des landschaftlichen Gartens. 

Auf Grundlage von historischen Plänen und akribisch ermittelten Baubefunden konnte die sog. Lange Bahn im Bereich des barocken Lustgartens mit Lindenallee, Balusterbrüstungen, Stützmauer und Sandsteintreppe auf die erste Terrassenebene wiederhergestellt werden.

Die im zeitgenössischen Plan dargestellte Allee wurde durch Pflanzgruben exakt nachgewiesen. Über historische Texte sind zwar Linden als Baumart belegt, man hat jedoch mit der Krimlinde eine klimaangepasste Sorte gewählt und bereits 2019 gepflanzt. Die Treppenanlagen wurden nach Befunden bzw. historischen Quellen wiederhergestellt. Etwas aufwendiger war der Weg zu den Absturzsicherungen auf den Mauern. Sandsteinpostamente und Eintiefungen in den Abdeckplatten der Mauern wiesen auf eine Geländerkonstruktion hin. Vermutlich waren es gusseiserne Baluster, ähnlich wie im Garten der nassauischen Hauptresidenz Weilburg. Die Balusterform selbst ließ sich allerdings weder durch Originale noch durch Abbildungen ermitteln. Die Weilburger Version passte in den Maßen nicht und eine Kopie nach Musterbüchern des 18. Jahrhunderts wurde als zu beliebig ausgeschlossen. Daher wurde eine neue Variante in schlichten barockisierenden Formen entworfen, die sich in das Ensemble einfügt, dem Fachmann aber leicht als Neuschöpfung offenbart. Die Baluster sind materialgerecht in Gusseisen gefertigt und in einem hellen Grün gefasst, dass an den barocken Vasen im Park nachgewiesen wurde, aber auch von anderen Barockgärten bekannt ist.

Als nächster Schritt ist die Wiederherstellung der unteren Terrassenebene vorgesehen. Außerdem sind geplant: das Bepflanzungskonzept für den Lustgarten; die Wiederherstellung von Wegerampen und Wasserkaskade; die Modellierung der oberen Terrassenebene usw.; Die größte gestalterische Herausforderung wird wohl der Umgang mit den ruinösen Resten des Rundbaus auf der oberen Ebene werden.

Der Schlossgarten von Kirchheimbolanden ist in seiner Gesamtheit ein herausragendes Zeugnis der Gartenkunst in ungebrochener Tradition vom 18. bis zum späten 19. Jahrhundert.

Mit der Revitalisierung des terrassierten Lustgartens wird ein bedeutender Teil der ehemals bedeutenden barocken Anlage wiedergewonnen. Er verdient in gartenhistorischer wie wissenschaftlicher Hinsicht überregional hohe Beachtung und könnte darüber hinaus zu einem touristischen Highlight werden. Das in Rheinland-Pfalz gartendenkmalpflegerisch einmalige Projekt kann als Glücksfall angesehen werden. Es wird getragen von einem bemerkenswerten Engagement der Stadt und der Bürgerschaft, deren große Spendenbereitschaft auch für die neu aufgestellten Bänke nicht genug hervorgehoben werden kann.

Maria Wenzel
Praktische Denkmalpflege

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