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Ein einzigartiges Stadtdenkmal nachqualifiziert – Das „Historische Kurbad Bad Ems“ neu in der Denkmalliste

Bad Ems präsentiert durch seine prachtvolle Lage an der Lahn und seine anspruchsvollen Bauten eines der eindrücklichsten Stadtbilder in Rheinland-Pfalz. Im Kontext des Welterbeantrags „Great Spas of Europe“ stellte sich heraus, dass eine Nachqualifikation der Flächendenkmäler durchaus zielführend wäre. Denn die sukzessiven Teilausweisungen von Denkmalzonen der letzten Jahrzehnte bildeten die Bedeutung des einzigartigen Stadtdenkmals nur ansatzweise ab.
Blick auf das historische Kurbad vom Concordiaturm © Dieter Krienke, GDKE, Landesdenkmalpflege
Blick auf das historische Kurbad vom Concordiaturm © Dieter Krienke, GDKE, Landesdenkmalpflege
Kursaal, Kurbrücke und Uferpromenade © Dieter Krienke, GDKE, Landesdenkmalpflege
Kursaal, Kurbrücke und Uferpromenade © Dieter Krienke, GDKE, Landesdenkmalpflege
russisch-orthodoxe Kirche, Schloss Balmoral, Villen und Henriettensäule © Dieter Krienke, GDKE, Landesdenkmalpflege
russisch-orthodoxe Kirche, Schloss Balmoral, Villen und Henriettensäule © Dieter Krienke, GDKE, Landesdenkmalpflege
Denkmalzone „Historisches Kurbad Bad Ems“, Denkmalkarte © GDKE, Landesdenkmalpflege
Denkmalzone „Historisches Kurbad Bad Ems“, Denkmalkarte © GDKE, Landesdenkmalpflege

Die Aktualisierung der Flächendenkmäler hatte die Definition einer einheitlichen Denkmalzone „Historisches Kurbad Bad Ems“ zum Ergebnis. Neu berücksichtigt wurden dabei die grundlegende Relevanz der Lahn für den historischen Stadtraum und jetzt vollumfänglich auch das Villenviertel links des Flusses, ergänzt um Arrondierungen etwa mit Bahnhof und Bohrturm als wichtige Zeugnisse des einstigen Kurwesens. Auf breiter empirischer Grundlage konnte die Denkmalbegründung revidiert und erstmals eine Liste der denkmalbegründenden Elemente erstellt werden.

Der Denkmalwert des erst nassauischen, dann preußischen Kurbades resultiert aus der herausragenden Bedeutung für die europäische Kulturgeschichte des Badewesens, das hier in einer lückenlosen Kontinuität seit dem späten Mittelalter steht. Das „Weltbad“ des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, mit dem sich politische Ereignisse von Tragweite verbinden, zog internationale Persönlichkeiten aus Hochadel und Großbürgertum, aus Politik, Wirtschaft und Kulturleben an. Bad Ems zeigt den Grundriss einer typisch europäischen Kurstadt des 19. Jahrhunderts bei weitgehender Geschlossenheit der Baustruktur des 17. bis frühen 20. Jahrhunderts: Die Stadtgestalt, eingefasst von einer eindrucksvollen Landschaftskulisse, ist somit im Erscheinungsbild der Belle Époque erlebbar geblieben. Als überaus bemerkenswert erweist sich die Ablesbarkeit der Entwicklung des Städtebaus sowie der Konjunkturen des Kurbetriebes. Die flussübergreifenden attraktiven Blickbeziehungen und Sichtachsen, die funktionale bzw. auf ein malerisches Stadtbild im Sinne der Romantik und des Späthistorismus abzielende räumliche Ordnung machen das Kurbad zum hochrangigen Zeugnis des städtebaulichen Gestaltungswillens. Als besondere Höhepunkte präsentieren sich die im Fluss gespiegelte Lahnfront mit Kurgebäuden samt Gärten wie auch die wirkungsvolle Höhenstaffelung der Villen und Sakralbauten dem gegenüber. Die überkommenen Bauten, oft überragender Qualität, ermöglichen die Nachvollziehbarkeit der kunstgeschichtlichen Entwicklung hinsichtlich spezifischer Bautypologie bis hin zu Details und Stilwahl, ebenso des historischen Kurwesens durch Ablesbarkeit der Funktionszusammenhänge (Badebezirk, Flanierräume, Geschäftsstraßen, öffentliche Bauten). Von hohem kulturhistorischen Zeugniswert ist die Sozialtopographie der saisonalen Beherbergung, die sich in der Hierarchie klar definierter Bereiche und Bautypen widerspiegelt: Die prächtigen Hotels liegen rechts der Lahn nächst Kurhaus und Kursaal sowie im Karree am Bahnhof. Beiderseits des Flusses finden sich Logierhäuser in Zeilenbauweise. Davon heben sich die Villenviertel deutlich ab. Konfessionelle und nationale Zusammensetzung des Kurpublikums erschließen sich durch eine stadtbildprägende Sakraltopographie.

Dieter Krienke
Inventarisation

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