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Die Galvanoplastiken auf dem Neuen Friedhof in Speyer sind vom Verfall bedroht!

Unter den Grabmälern des Friedhofs fallen die galvanoplastisch hergestellten Skulpturen durch ihren künstlerischen Aufwand besonders auf. Auf der Grundlage eines Restaurierungskonzepts sollen die durch Schäden gefährdeten Werke nun gesichert werden.
Speyer, Neuer Friedhof, Grabmal der Familie Hortz, Galvanoplastik © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Speyer, Neuer Friedhof, Grabmal der Familie Hortz, Galvanoplastik © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Speyer, Neuer Friedhof, Grabmal der Familien Stiefbold Hug, Galvanoplastik © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Speyer, Neuer Friedhof, Grabmal der Familien Stiefbold Hug, Galvanoplastik © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Speyer, Neuer Friedhof, abgebrochener Flügel der Galvanoplastik des Familiengrabmals Schulz © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Speyer, Neuer Friedhof, abgebrochener Flügel der Galvanoplastik des Familiengrabmals Schulz © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege

Der heute ca. 17 Hektar große Neue Friedhof in Speyer wurde 1880 im Norden außerhalb der Stadt westlich der Wormser Straße angelegt. Der ursprüngliche, im ummauerten Bereich befindliche Teil wurde 1982 zur Denkmalzone erklärt. Schutzzweck für diesen bis 1930 achsensymmetrisch gegliederten Abschnitt ist u. a. die Erhaltung der historischen Struktur des Friedhofs einschließlich der Grabstätten und Grabdenkmäler an ihrem originalen Platz. Von besonderem Interesse sind die entlang der Hauptachse befindlichen Gräber bedeutender Persönlichkeiten, die entsprechend anspruchsvoll ausgeführt sind. Sie dokumentieren mit ihrer Ausstattung und Gestaltung das Verständnis und die Geschichte der Grabmalplastik jener Zeit. Unter ihnen finden sich – neben stadtgeschichtlich bedeutenden Gräbern – auch einige künstlerisch aufwendig gestaltete Anlagen, die mit Skulpturen ausgestattet sind. Gemäß der elektrolytischen Herstellungstechnik unter Verwendung von Kupfersulfat auf einer Negativform oder einem Gipsmodell werden sie als Galvanoplastiken bezeichnet. Ein Großteil dieser zwischen 1890 und 1940 produzierten Grabplastiken stammt aus der Württembergischen Metallwarenfabrik, kurz WMF genannt.

Die Modellentwürfe der Grabplastiken erfolgte teilweise in den Werkstätten der WMF, aber auch in den Ateliers freischaffender Bildhauer. Die in eigenen Katalogen präsentierten Entwürfe konnten auf Kundenwunsch dennoch verändert werden. So ließen sich fast alle Figuren in verschiedenen Größen und Varianten bestellen. Da die Plastiken aus mehreren Teilen zusammengesetzt sind, war es durchaus möglich an den Nahtstellen auch alternative Elemente anzusetzen. Der heute noch am häufigsten anzutreffende Engeltypus Nr. 727 von Raimund Liebhaber hielt nach Wunsch z. B. entweder eine Rose oder einen Palmenzweig in der Hand. Obwohl um die Jahrhundertwende auf den Friedhöfen zahlreiche Galvanoplastiken aufgestellt wurden, sind diese heute dort kaum noch zu finden. Häufig kehren einmal abgebaute Objekte nie mehr an ihren Aufstellungsort zurück. Grund hierfür ist vor allem der drastische Schadensverlauf, der – einmal in Gang gesetzt – eine fatale Dynamik annimmt und nur mit erheblichem Aufwand gestoppt sowie restauratorisch behandelt werden kann. Dies ist nun auch der Fall bei diversen Grabmälern auf dem Neuen Friedhof in Speyer. Auf den Grabstätten befinden sich Grabskulpturen, die wohl als kerngalvanoplastische Reproduktionen ausgeführt wurden. Einige dieser Galvanoplastiken, darunter die Engelskulpturen der Grabstätten Familie Schulz und Familie Heussler, mussten sogar bereits aufgrund ihrer Schäden sowie statischer Probleme und damit einhergehender Gefahr für die Besucher demontiert und abgebaut werden. Die Figuren befinden sich samt Einzelteilen derzeit in einem Depot auf dem Friedhof. Für die aufwendige Restaurierung durch Spezialisten wurde auch schon ein Erhaltungskonzept erarbeitet, das, sobald die Finanzierung geklärt ist, umgesetzt werden kann.

Claudia Gerner-Beuerle
Restaurierung

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