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Denkmaltag Rheinland-Pfalz "Denkmalpflege auf dem Lande"

„Talent Monument“ heißt das diesjährige Motto der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, mit dem Eigentümerinnen und Eigentümer, aber auch Vereine, Initiativen und Institutionen aufgerufen sind, am 10. September zum 30. „Tag des offenen Denkmals“ ihre Türen für die Öffentlichkeit zu öffnen.
Broschüre "Denkmalpflege auf dem Lande", Cover
Broschüre "Denkmalpflege auf dem Lande", Cover
Hofanlage in Dattenberg © Reinhard Lahr
Hofanlage in Dattenberg © Reinhard Lahr
Selzen, Alter Friedhof, Leichenwagen © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Selzen, Alter Friedhof, Leichenwagen © Claudia Gerner-Beuerle, GDKE, Landesdenkmalpflege
Plumpsklo auf einer Hofanlage in Kirchheimbolanden © Maria Wenzel, GDKE, Landesdenkmalpflege
Plumpsklo auf einer Hofanlage in Kirchheimbolanden © Maria Wenzel, GDKE, Landesdenkmalpflege

Im Vordergrund des Mottos steht die Frage: „Was macht das Denkmal zu einem Denkmal?“ Und somit die Frage, welche besonderen Eigenschaften ein Kulturdenkmal aus dem normalen gebauten und gestalteten Umfeld herausheben, denn nicht jedes alte Haus ist zugleich ein Denkmal. Das Motto rückt somit vor allem die unscheinbaren Denkmäler in den Vordergrund, deren Denkmalwert im Gegensatz zu monumentalen, häufig mit gestalterischem Aufwand errichteten Gebäuden, wie etwa Schlössern oder Kirchen, nicht unmittelbar ersichtlich ist. So lassen sich die besonderen Eigenschaften eines Kulturdenkmals mitunter erst auf den zweiten Blick, als „verborgene Talente“ erschließen. Dies können z. B. hervorragende künstlerische bzw. handwerkliche Qualitäten aber auch ungewöhnliche oder innovative technische Lösungen sowie zuweilen ausgefallene konstruktive Details sein. Der „Denkmalwert“ stellt damit ein Kernthema der Denkmalpflege dar.

Das Leitthema der Stiftung verbindet die Landesdenkmalpflege auch in diesem Jahr mit einem landesspezifischen Aspekt und wirft anlässlich des 6. Denkmaltages Rheinland-Pfalz einen Blick auf die „Denkmalpflege auf dem Lande“. Denn gerade hier lassen sich vielfältige verbogene „Talente“ entdecken, die es für künftige Generationen zu bewahren gilt. Darüber hinaus stellen in einem ländlich geprägten Bundesland wie Rheinland-Pfalz vor allem die Dörfer und ihr landschaftliches Umfeld für die Denkmalpflege ein zentrales Aufgabenfeld dar. So trägt beispielsweise ein intaktes Ortsbild unter Wahrung seines historischen Bestandes wesentlich zur Lebensqualität der hier wohnenden Menschen bei und ist zugleich unerlässliche Voraussetzung für die touristische Erschließung. Insbesondere der Rhein, die Mosel sowie die Vorderpfalz gehören wegen ihrer landschaftlichen Schönheit, als traditionelle Weinanbaugebiete und mit ihren ebenso malerischen wie geschichtsträchtigen Ortsbildern zu den touristischen Hotspots unseres Bundeslandes. Jenseits dieser traditionell beliebten und vielbesuchten Regionen leiden andere, abgelegenere Regionen unter Landflucht sowie Leerstand, Verfall und Stillstand. Diesen Problemen hat sich auch die Denkmalpflege beim Bemühen um die Erhaltung denkmalwerter Bausubstanz zu stellen.

Die zum Anlass des Denkmaltages vorgelegte Broschüre der Landesdenkmalpflege möchte einen Beitrag zur Wertschätzung der ländlichen Kulturdenkmäler leisten. Vorgestellt werden einerseits gelungene Sanierungen und Restaurierungen sowie beispielhafte Umnutzungen dörflicher Kulturdenkmäler, die von den Denkmalbehörden betreut wurden, aber auch neue Entdeckungen, die die Inventarisation im Rahmen der Nacherfassung für die Denkmallisten ermittelt hat. Die Beiträge umfassen dabei das gesamte Spektrum vom ausgedehnten Mühlenanwesen im rheinhessischen Flonheim-Uffhofen und im pfälzischen Steinweiler bis zum Tagelöhnerhaus in Mainz-Gonsenheim. Ein Appell weist auf die kleinen, oftmals übersehenen und „wegsanierten“, doch zugleich typischen Merkmale landwirtschaftlicher Hofanlagen hin, etwa das historische Hofpflaster, der Schweinestall und die Mistkaute. Öffentliche Bauten wie das Rathaus in Mainz-Bretzenheim, das Spritzenhaus der Feuerwehr in Worms-Heppenheim oder der Bahnhof in Balduinstein gehören ebenso zur Auswahl wie die unscheinbare Dorfsynagoge in Waldhilbersheim, ein letztes Relikt jüdischer Geschichte auf dem Dorf. „Verborgene Talente“ werden schließlich mit dem ältesten Bauernhaus der Pfalz in Neustadt-Mußbach, dem lange in Vergessenheit geratenen, kutschenförmigen Leichenwagen in Selzen oder dem barocken Taubenhaus in Junkernthal sichtbar. Regionalspezifische Bauaufgaben stellen hingegen die Tabakschuppen im südpfälzischen Hayna dar, ebenso die rheinhessischen Weinbergshäuser in „Trullo-Form“ oder die als Triftanlagen regulierten Bachläufe des Pfälzerwaldes. Als „Talentsuche“ erweist sich schließlich auch die Definition der Welterbe-Attribute im oberen Mittelrheintal.

Die Broschüre veranschaulicht anhand der vorgestellten Beispiele zugleich das breite Aufgabenspektrum der Denkmalpflege, das von der Erfassung, Erforschung und Bewertung der Kulturdenkmäler in der Inventarisation über ihre Sicherung, Konservierung und Restaurierung durch die praktische Denkmalpflege bis zur Vermittlung und Veröffentlichung der erzielten Ergebnisse reicht. Exemplarisch ablesbar wird darin auch das Zusammenspiel von Bauforschung, Planung, baulicher und handwerklicher Umsetzung sowie restauratorischer Konservierung, in dem eine der zentralen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Maßnahme liegt. Zu diesen zählt auch die enge Zusammenarbeit der Denkmalfachbehörde mit den Unteren Denkmalschutzbehörden in den Landkreisen und kreisfreien Städten, die sich als Autorinnen und Autoren an der Broschüre beteiligt haben.

digitale Ansicht der Broschüre: hier klicken

 

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