Über die Ausstellung
Heimat kann ein Ort sein, eine Region oder ein kleines Waldstück - Heimat kann auch Sprache sein, ein Stück Sehnsucht oder ein Wiedersehen. Der Bäcker an der Ecke, die Silhouette einer Stadt oder das Hinweisschild an der Autobahn auf ein besonderes Baudenkmal, eine typische Landschaft oder eine außergewöhnliche Kulturstätte. Heimat ist so vieles, für jeden etwas Anderes und vor allem so alt wie die Menschheit. Auch wenn Rheinland-Pfalz erst gut 70 Jahre jung ist, so sind seine Regionen unsere Heimat und zugleich Teil einer der bedeutendsten europäischen Kulturlandschaften mit einer über viele Jahrtausende währenden kontinuierlichen Geschichte.
Nahezu alle Völker Europas zogen im Laufe der Geschichte durch die Regionen des heutigen Rheinland-Pfalz. Manche blieben nur wenige Wochen, andere siedelten sich an und ließen urbane Zentren entstehen, die zum Teil bis heute historische Spuren hinterlassen haben: Kulturschätze, die längst zum kulturellen Erbe des Landes gehören.
Die Ausstellung, die 13 feste Objekte umfasst, richtet den Blick auf dieses kulturelle Erbe in all seinen Facetten, Gattungen und zeitlichen Einordnungen. Es geht nicht um einen Überblick, sondern eher um ein Neugierig-Machen. Es geht auch um die Menschen von heute, die Erben und Erbinnen. Auch sie sollen "zu Wort" kommen, ganz im Sinne von: "Wir machen Geschichte lebendig". Jeder Ort, an dem die Ausstellung präsentiert wird, ist aufgefordert, Kulturerben zu benennen, die wiederum den Teil unseres kulturellen Erbes auswählen, der für sie oder ihn in besonderer Weise für Heimat steht.
In Andernach begeistert sich Oberbürgermeister Achim Hütten für das reiche Erbe seiner Stadt. Ihm liegt der Runde Turm, das Wahrzeichen Andernachs, besonders am Herzen. Wie kein zweites Bauwerk steht dieser für das Selbstbewusstsein der Stadt. Im 15. Jahrhundert errichtet, diente der 56 m hohe Wehrturm auch als Fingerzeig der Andernacher gegenüber ihrem Landesherrn, dem Kölner Erzbischof. In luftiger Höhe wachte hier ein Turmwärter über die Stadt. Im Untergeschoß befand sich indes ein Kerker, von dem düstere Berichte und Sagen überliefert sind. Im 20. Jahrhundert wurde eine Jugendherberge im Runden Turm eingerichtet, die heute museal genutzt wird.
Für BürgermeisterClaus Peitz, den zweiten Kulturerben, ist hingegen die Schlosskapelle von Bad Tönisstein von besonderer Bedeutung. Bereits die Römer verehrten die Mineralquellen, die in dem Andernacher Ortsteil entspringen. Dieser Wertschätzung schlossen sich die Kölner Kurfürsten an, die den Kurort im 17. und 18. Jahrhundert ausbauten. Clemens August I., der sich hier oft zu Trinkkuren aufhielt, ließ um 1750 eine barocke Schlosskapelle errichten, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts verfiel. So ist diese Kapelle aus dem 18. Jahrhundert ein seltener Beleg für ein Stück verschwundener Heimat.