Riesen-Urlibellen lebten vor 300 Millionen Jahren auch in Rheinland-Pfalz

Die Experten der Direktion Landesarchäologie / Erdgeschichte werfen einen spannenden Blick zurück in die Vergangenheit des Landes.
Rekonstruktion: GDKE Rheinland-Pfalz
Rekonstruktion: GDKE Rheinland-Pfalz

Sie sind Ikonen des Steinkohlenzeitalters – immer wenn über ungewöhnlich große Tiere der Erdgeschichte gesprochen wird, erscheinen sie – neben Dinosauriern - vor unserem inneren Auge. Es geht um Riesenlibellen mit einer Flügelspannweite von mehr als einem halben Meter, also ähnlich groß wie eine Taube oder ein Falke.

Solche Insekten wurden erstmals vor mehr als 130 Jahren in Frankreich gefunden und von dem Insektenforscher Charles Brongniart bekannt gemacht. Zwischenzeitlich kennt man sie auch von einigen anderen Fundstellen, z. B. in Amerika, China und auch Deutschland.

Die Untersuchung eines zunächst sehr unscheinbaren und schlecht erhaltenen Fossils, welches bei dem Bau eines Windrades bei Obermoschel in der Pfalz gefunden wurde, hat jetzt ergeben, dass es sich dabei um das Flügelfragment einer Riesen-Urlibelle aus der Familie der Meganeuridae handelt. Mit einer rekonstruierten Flügelspannweite des Tieres von mindestens 60 Zentimetern, handelt es sich um den Nachweis eines der größten Insekten aus der gesamten Erdgeschichte.

Die von den Paläontologen Markus Poschmann und Dr. Thomas Schindler von der Generaldirektion Kulturelles Erbe RLP, Direktion Landesarchäologie/Erdgeschichte in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. André Nel vom Naturhistorischen Museum und der Universität Sorbonne in Paris durchgeführte Studie zeigt, dass damals am Beginn der, unmittelbar auf das Steinkohlenzeitalter folgenden Permzeit vor etwa 300 Millionen Jahren bei Obermoschel eine durch Seen, Sümpfe und Flüsse geprägte Landschaft existierte. In den flacheren Uferbereichen der Seen fühlten sich wasserlebende, molchähnliche Amphibien besonders wohl. Verschlechterungen der Umweltbedingungen, vielleicht ausgelöst durch vulkanische Gase, führten aber zeitweise auch zu Massensterben, sodass Hunderte dieser „Molchlarven“ fossil wurden und ausgegraben werden konnten. Zudem boten offene Flächen über den Gewässern den riesigen Ur-Libellen, die  sich als geschickte Flugjäger auch von anderen großen Insekten ernährten, optimale Jagdbedingungen.

Nachzulesen ist die Veröffentlichung in der neuen Ausgabe des „Mainzer naturwissenschaftlichen Archivs“, herausgegeben vom Naturhistorischen Museum Mainz und der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft. Eine digitale Version ist über die Autoren erhältlich.

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