Essen und Trinken hält nicht nur sprichwörtlich Leib und Seele zusammen. Es verrät auch eine ganze Menge über unsere Geschichte und die Welt, in der wir leben. An kaum einer alltagskulturellen Praxis lassen sich gesellschaftliche Standards und Entwicklungen unserer Kultur so umfangreich erforschen, wie an der täglichen Ernährung. Ausgangspunkt für die forschende Ausstellung ist der Sammlungsbestand von Alex Poignard mit zahlreichen Gegenständen der bürgerlichen Wohnkultur des 19. und 20. Jahrhunderts. Gemeinsam mit Wissenschaftler*innen der Universitäten Koblenz und Bonn beschäftigt sich das Landesmuseum Koblenz mit den vielfältigen Bedeutungen der Dinge rund um das Thema Essen im Rahmen eines Verbundprojekts.
Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf sagte bei der Ausstellungseröffnung in der Festung Ehrenbreitstein: „Mit der Ausstellung ist nicht nur ein interessantes Thema in den Fokus gerückt, sondern auch eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen musealem Betrieb und universitärer Forschung entstanden. Die Schau ist ein weiterer Baustein in der Fortentwicklung des gesamten Landesmuseums, welches Jahr für Jahr hunderttausende Gäste anspricht. Ich wünsche der Schau ein interessiertes Publikum und guten Zuspruch.“
Gerade die zahlreichen Gegenstände, die im Zusammenhang mit dem Essen stehen, können durch ihre Form und ihr Material, und nicht zuletzt durch ihren konkreten Gebrauchswert, über die unmittelbar mit ihnen verbundenen Tischsitten und Tafelbräuche, Traditionen und Konventionen, religiösen und politischen Rituale Aufschluss geben.
Verbundsprecherin Prof. Dr. Michaela Bauks bemerkte: „In Betrachtung der für die Ausstellung ausgewählten Objekte ist man zugleich verwundert und fasziniert. So ist uns manches doch fremd, wirkt umständlich oder sogar überflüssig. Für uns Forschende sind die Objekte sehr inspirierend, denn sie führen uns auf eine Zeitreise in das Regelsystem unserer eigenen Gesellschaft. Anhand der musealen Objekte und ihrer eigenen Sprache werden Fragen aufgeworfen zu dem stetigen Wandel, dem Esskultur(en) unterworfen sind.“
Einzelne Exponate, spannende Objektgruppen, fächerübergreifende Forschungsansätze, Fragen und Querverweise setzen ein gedankliches Wechselspiel über die Esskulturen in Gang, welches zum Entdecken und Mitmachen einlädt. Die forschende Ausstellung zeigt auf etwa 300 Quadratmetern Fläche ca. 100 Exponate. Studentische Filme setzen sich mit der Thematik Esskultur heute auseinander, außerdem werden Ergebnisse eines pädagogischen Projekts mit einem Koblenzer Gymnasium präsentiert.
Prof. Dr. Andreas Schmauder, Leiter des Kulturzentrums Festung Ehrenbreitstein, bemerkte: „Die forschende Ausstellung bildet den Auftakt zur wissenschaftlichen und museumspraktischen Entfaltung der Thematik im Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein. Als eine der besucherstärksten Kultureinrichtungen im nördlichen Rheinland-Pfalz bieten wir auch für zukünftige Interventionen zu den Themen Essen und Genuss einen passenden Rahmen.“
Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe, freut sich: „Im Jahr 2009 hat die Sammlung von Alex Poignard eine neue Heimat in der Festung gefunden. Noch nie zuvor ausgestellte Objekte geben einen Einblick in die enorme Bandbreite der ehemaligen Privatsammlung. Die neue Ausstellung zeigt, welche Geschichten uns die Gegenstände des täglichen Lebens erzählen können und wie spannend die Gegenüberstellung mit der Gegenwart ist.“
Das Verbundprojekt „Esskulturen. Objekte, Praktiken, Semantiken“ wird im Rahmen der Förderlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „Sprache der Objekte“ finanziert. Dem Verbundprojekt gehören das Landesmuseum Koblenz mit seiner Sammlung Poignard, die Universität Koblenz-Landau, Institute für Anglistik/Amerikanistik, Evangelische Theologie, Kulturwissenschaft (Ethnologie) und die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie an. Verbundsprecherin ist Prof. Dr. Michaela Bauks (Evangelische Theologie, Campus Koblenz).
Gezeigt wird die Ausstellung im Haus des Genusses in der Langen Linie der Festung Ehrenbreitstein und sie ist bereits im regulären Festungs-Eintrittspreis enthalten. Die Laufzeit der Ausstellung ist vom 22. Oktober 2020 bis zum 29. August 2021.